Der Ausfall eines US-Hedgefonds kommt die zweitgrößte Schweizer Bank Credit Suisse teuer zu stehen. Die Belastung dürfte sich auf etwa 4,4 Milliarden Schweizer Franken (4 Mrd Euro) belaufen, teilte das Institut am Dienstag in Zürich mit.
Für das erste Quartal rechnet das Management vor Steuern mit einem Verlust von etwa 900 Millionen Franken. Zwei hochrangige Manager verlieren ihre Jobs. Zudem gab die Credit Suisse bekannt, dass die Konzernleitung auf Boni verzichtet, der Rückkauf eigener Aktien ausgesetzt und die Dividende gekappt wird.
Das Hedgefonds-Debakel ist für die hinter der UBS zweitgrößte Bank der Schweiz der zweite Fehlschlag in diesem Jahr. Zuvor hatte die Pleite des britisch-australischen Finanzkonglomerats Greensill Capital die Credit Suisse getroffen. Derzeit versucht die Bank, möglichst viel Geld zugunsten der Anleger mehrerer Lieferketten-Finanzierungsfonds zu retten, die sie gemeinsam mit Greensill aufgelegt hatte.
Der Verlust durch den Zusammenbruch des US-Hedgefonds sei «inakzeptabel», sagte Konzernchef Thomas Gottstein. Zusammen mit der Auflösung der Lieferketten-Finanzierungsfonds habe dies zu Verunsicherung geführt. Beide Angelegenheiten würden eingehend untersucht, und die Bank werde daraus ihre Lehren ziehen.
Jetzt sollen die Anteilseigner bei der Hauptversammlung am 30. April nicht wie geplant über die Entlastung von Verwaltungsrat und Konzernleitung abstimmen. Das Institut will damit erst an die Anteilseigner herantreten, wenn die Untersuchung abgeschlossen ist.
Die Credit Suisse hatte bereits Anfang vergangener Woche vor hohen Verlusten gewarnt, da ein wichtiger US-Hedgefonds den sogenannten Nachschussforderungen der Bank und anderer Geldhäuser nicht nachgekommen sei. Nach Informationen von dpa-AFX und anderer Medien handelt es sich dabei um den Archegos-Fonds des Investors Bill Hwang, mit dem auch andere Banken im Geschäft waren.
Allerdings dürfte der Ausfall des Hedgefonds die Credit Suisse so schwer getroffen haben wie kaum ein anderes Geldhaus. So hatte der japanische Finanzkonzern Nomura vor möglichen Belastungen in Höhe von zwei Milliarden Dollar (1,8 Mrd Euro) gewarnt. Die Deutsche Bank kam nach eigenen Angaben hingegen aus ihren Geschäften mit Archegos ohne Verluste heraus.
Jetzt zieht die Credit Suisse auch personelle Konsequenzen. Investment-Bank-Chef Brian Chin muss seinen Posten abgeben. Seinen Job übernimmt ab 1. Mai der Investmentbanker Christian Meissner, der seit Oktober für das Institut arbeitet. Für die Aufgaben der abtretenden Risiko- und Compliance-Chefin Lara Warner gibt es eine Übergangslösung: Risikochef wird vorerst Joachim Oechslin, der zuletzt Chefberater und Stabschef von Gottstein war. Compliance-Chef wird übergangsweise Thomas Grotzer, Chefjurist der Credit Suisse Schweiz.
Der Mitteilung zufolge soll die Konzernleitung um Gottstein keinen kurzfristigen Bonus für 2020 und keinen langfristigen Bonus für 2021 erhalten. Verwaltungsratschef Urs Rohner verzichtet auf 1,5 Millionen Franken. Doch auch die Aktionäre sollen kürzer treten: Sie sollen einer Kürzung der Dividende um rund zwei Drittel auf 10 Rappen je Papier zustimmen. Eigene Aktien will das Institut bis auf Weiteres nicht mehr zurückkaufen, um seine Kapitalquote wieder aufzubessern.
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