Bei der Deutschen Bahn hat nach wochenlanger Verzögerung eine neue Tarifrunde mit der Lokführergewerkschaft GDL begonnen. Die GDL sprach zum Auftakt am Freitag der Bahn den Willen zur Einigung ab und zeigte sich streikbereit.
«Dieser Arbeitgeber will, dass diese GDL streikt», sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Die Kollegen seien darauf vorbereitet, für ihre Recht zu kämpfen. Darüber werde aber erst entschieden, wenn die Verhandlungen kein Ergebnis bringen sollten.
Bahn-Personalvorstand Martin Seiler wies den Vorwurf zurück. «Wir werden Vorschläge machen, wie wir zeitnah zu Lösungen kommen.» Die Gewerkschaft habe 58 Einzelforderungen vorgelegt. Es gehe nun um ein ausgewogenes, solidarisches Corona-Tarifpaket. Die Bahn sei durch die Pandemie schwer getroffen. Seiler kündigte nach dem fünfstündigen Auftakt für den nächsten Verhandlungstermin am 28. April «Lösungsvorschläge» an.
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) will für die Beschäftigten unter anderem 4,8 Prozent mehr Geld rückwirkend zum 1. März sowie eine Corona-Prämie von 1300 Euro. «Wir sind der festen Überzeugung, dass die systemrelevanten Eisenbahner mehr verdient haben als das, was bisher an anderer Stelle abgeschlossen worden ist», sagte Weselsky mit Bezug auf den Tarifabschluss der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG).
Die EVG hatte mit der Bahn für dieses Jahr eine Nullrunde vereinbart und für nächstes Jahr ein Einkommensplus von 1,5 Prozent. Dafür hat die Bahn eine Beschäftigungsgarantie ausgesprochen. Weselsky sagte, die GDL werde mindestens einen Inflationsausgleich erreichen. Die wirtschaftliche Lage der Bahn sei zwar schlecht, aber nicht wegen Corona. Schon 2019 habe es eine schlechte Bilanz gegeben.
Die Bahn kritisiert, dass die Umsetzung sämtlicher GDL-Forderungen Kostensteigerungen von bis zu 46 Prozent auslösen würde. So werde verlangt, dass Zugbegleitern im Kundenkontakt ein Sicherheitsmitarbeiter zur Seite gestellt werde, erläuterte Seiler. Die GDL müsse ihrer Verantwortung gerecht werden und einen Beitrag in schwieriger Zeit leisten, appellierte er an die Gegenseite.
Weselsky warf den Managern der Bahn abermals vor, sich die Taschen vollzustopfen. Als Bedingung für einen Abschluss nannte die GDL Einschnitte bei den Erfolgsbeteiligungen mehrerer tausend Führungskräfte.
Seiler wies dies als typische GDL-Polemik zurück, die an den Fakten vorbeigehe. Die Führungskräfte erhielten in diesem Jahr keinerlei Lohnsteigerung. Der Konzernvorstand bekomme keine variable Vergütung für 2020. Sämtliche Führungskräfte erhielten nur die Hälfte der maximal möglichen variablen Vergütung. «Das sind etwa acht Prozent weniger Gehalt.» Damit gebe es einen Beitrag der Führungskräfte.
Die GDL steht unter Druck. Denn die Bahn ist dabei, ein Gesetz umzusetzen, nach dem in einem Betrieb nur noch der Tarifvertrag mit der mitgliederstärksten Gewerkschaft gilt. Das ist nach Bahnangaben nur in 16 der rund 300 Bahn-Betriebe die GDL, sonst die größere EVG. Weselsky hält diese Zahl für falsch und dringt auf eine gerichtliche Überprüfung. Bahn-Vorstand Seiler sicherte der GDL zu, ihre Existenz stehe nicht in Frage. Ziel sei eine geregelte Koexistenz der beiden Gewerkschaften im Konzern.
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