Mit dem besten Quartal seit sieben Jahren hat die Deutsche Bank den Grundstein für den angestrebten Gewinn im Gesamtjahr 2021 gelegt.
«Wir können nicht nur auf ein hervorragendes Quartal zurückschauen, auch der Ausblick stimmt optimistisch», bilanzierte Konzernchef Christian Sewing.
In den ersten drei Monaten des Jahres schnitt Deutschlands größtes Geldhaus deutlich besser ab als von Analysten erwartet. Für Januar bis März standen vor Steuern rund 1,6 Milliarden Euro Plus in den Büchern. Vom Nachsteuergewinn von etwas über einer Milliarde Euro (Vorjahreszeitraum: 66 Mio Euro) müssen Zinszahlungen für Anleihen abgezogen werden, so dass auf die Aktionäre des Frankfurter Dax-Konzerns ein Gewinn von 908 Millionen Euro entfiel.
Ein Jahr zuvor lag dieser Wert noch bei minus 43 Millionen Euro. Dennoch gelang Deutschlands größtem Geldhaus im Jahr der Corona-Krise die Trendwende mit dem ersten Jahresüberschuss seit dem Jahr 2014. Die Bank wies für das vergangene Jahr 624 Millionen Euro Überschuss aus, auf die Aktionäre entfielen davon 113 Millionen Euro.
Finanzvorstand James von Moltke wollte zwar keine konkrete Prognose zu einem Nettogewinn in diesem Jahr abgeben. Jedoch deute die gesamte Entwicklung auf ein besseres Ergebnis als 2020 hin, sagte er in einer Telefonkonferenz. Von Moltke erwartet, dass die Bank mit 1,1 bis 1,2 Milliarden Euro weniger Geld für drohende Kreditausfälle zur Seite legen muss als die 1,8 Milliarden Euro Risikovorsorge 2020. Zugleich dürften die Erträge – also die gesamten Einnahmen – stabil bleiben.
In den ersten drei Monaten des laufenden Jahres konnte die Bank ihre Erträge um 14 Prozent auf gut 7,2 Milliarden Euro steigern. Zum guten Abschneiden trugen zudem Kostensenkungen und eine deutlich von 506 Millionen auf 69 Millionen Euro verringerte Risikovorsorge bei.
«Wir rechnen fest damit, dass die Folgen der Niedrigzinsen unsere Erträge in der Unternehmensbank und der Privatkundenbank im Vorjahresvergleich allmählich weniger stark belasten werden», erklärte Sewing. Zudem gebe es «immer mehr Indikatoren» dafür, dass sich ein erheblicher Teil des Ertragswachstums in der Investmentbank seit 2019 als nachhaltig erweisen werde. «Auch wenn sich die Märkte in den kommenden Monaten wie erwartet normalisieren, rechnen wir für 2021 nun mit ähnlich hohen Erträgen wie im sehr starken Vorjahr.»
Das Kapitalmarktgeschäft brummt, die Gewinne in der Investmentbank sprudeln, obwohl das Management die Sparte im Zuge eines radikalen Konzernumbaus seit Sommer 2019 zurechtgestutzt hatte. Aus dem weltweiten Aktienhandel hat sich die Deutsche Bank zurückgezogen.
Die unrühmliche Vergangenheit des Investmentbanking mit Skandalen und teuren Rechtsstreitigkeiten will das Institut endgültig hinter sich lassen. Nun kletterten die Erträge in der Sparte zum Vorjahresquartal um ein Drittel auf rund 3,1 Milliarden Euro, der Vorsteuergewinn schoss von 637 Millionen Euro auf 1,49 Milliarden Euro in die Höhe.
Dabei kam dem Geldhaus sein Rückzug aus manch riskantem Geschäftsfeld zugute. Die Pleite des US-Hedgefonds Archegos im März hatte zum Beispiel der Credit Suisse und der UBS hohe Verluste eingebrockt. Die Deutsche Bank war zwar auch in geringerem Umfang bei Archegos involviert, sie kam aber von Moltke zufolge ohne Verluste davon.
Zugelegt hat die Bank unterdessen auch im Geschäft mit Unternehmens- und Privatkunden sowie in der Vermögensverwaltung, in allen Geschäftsbereichen stiegen den Angaben zufolge die Gewinne. «Das erste Quartal ist ein weiterer Beleg dafür, dass die Deutsche Bank in allen vier Geschäftsbereichen auf dem richtigen Weg ist und nachhaltig profitabler wird», bilanzierte Sewing.
Auch die Deutsche-Bank-Fondstochter DWS verbuchte im ersten Quartal einen kräftigen Gewinnanstieg. Unter anderem höhere Gebühreneinnahmen ließen den Überschuss um 39 Prozent auf 169 Millionen Euro steigen.
Die Deutsche Bank will ihre Kosten mit der Schließung von Filialen und dem Abbau von Personal weiter senken. Bis zum Jahresende macht das Institut 97 von 497 Standorten im Heimatmarkt dicht. Bei der zum Konzern gehörenden Postbank wird das Netz ebenfalls ausgedünnt.
Der nun beschlossene Filialabbau kostet unter dem Strich knapp 1200 Vollzeitstellen. Der Deutsche-Bank-Vorstand hatte im Juli 2019 das Ziel ausgegeben, die Zahl der Vollzeitstellen im Konzern bis Ende 2022 um etwa 18.000 auf weltweit 74.000 zu drücken. Ende März des laufenden Jahres beschäftigte der Konzern 84.389 Vollzeitkräfte und damit knapp 2300 weniger als ein Jahr zuvor.
Den Aktionären macht der Vorstand nach zwei Nullrunden bei der Dividende weiterhin Hoffnung auf bessere Zeiten: Insgesamt habe die Bank «eine sehr gute Basis, um ab dem kommenden Jahr wie geplant wieder Kapital an unsere Aktionäre ausschütten zu können», bekräftigte Sewing. Für eine künftige Gewinnausschüttung legte die Bank im ersten Quartal 300 Millionen Euro zur Seite. An der Börse kam die Zwischenbilanz gut an: Die Deutsche-Bank-Aktie legte bis Mittwochmittag um rund neun Prozent auf gut elf Euro zu.
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