Die zweite Tarifrunde der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist mit der Aussicht auf weitere Verhandlungen zu Ende gegangen.
«Das war heute ein wichtiger Termin, weil wir die Corona-Schäden nachvollziehbar dargestellt haben», teilte Personalvorstand Martin Seiler am Nachmittag mit. «Damit ist der Rahmen für weitere Gespräche gesteckt.» Die dritte Runde ist demnach für den 17. Mai angesetzt. Für die nächsten Tage seien Sondierungsgespräche zwischen beiden Seiten verabredet. Dabei gehe es um die Themen Entgelt, Arbeitszeit, Altersvorsorge und weitere Forderungen.
Die GDL bestätigte, dass sich beide Seiten auf einen Nachfolgetermin verständigt hätten. Warnstreiks kündigte die Gewerkschaft zunächst keine an. Noch am Morgen hatte GDL-Chef Claus Weselsky betont, für Arbeitskampfaktionen stets bereit zu sein, sollte die Arbeitgeberseite aus Sicht der Gewerkschaft nicht an einer Lösung interessiert sein.
Laut Bahn hatte Konzernfinanzvorstand Levin Holle die finanzielle Lage in der Corona-Pandemie dargelegt. Weil die Fahrgastzahlen eingebrochen sind, hat der Konzern im vergangenen Jahr einen Rekordverlust in Höhe von 5,7 Milliarden Euro verbucht. Die GDL argumentiert, dass sich in den Verlusten auch Misswirtschaft aus Vor-Corona-Zeiten widerspiegele.
Die Gewerkschaft hatte in der ersten Tarifrunde vergangene Woche einen 58 Punkte umfassenden Forderungskatalog vorgelegt. Dazu gehören 4,8 Prozent mehr Geld sowie eine Corona-Prämie in Höhe von 1300 Euro. Seiler bezeichnete den Forderungskatalog der GDL «selbst in den besten Zeiten» als nicht realisierbar.
Die mit der GDL konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) hatte bereits im September vergangenen Jahres einen Abschluss mit der Deutschen Bahn erreicht, der ab dem kommenden Jahr 1,5 Prozent mehr Geld für die Beschäftigten vorsieht. Die Bahn sprach dabei eine Beschäftigungsgarantie aus. GDL-Chef Weselsky zielt einen Abschluss an, der deutlich darüber liegt. Wenn das Bahn-Management eine 1,5 Prozent-Lösung wolle, sei Streik programmiert, sagte er am Morgen.
Die Gewerkschaft ringt um ihren Einfluss im Konzern. Seit dem 1. April wendet die Bahn das sogenannte Tarifeinheitsgesetz an. Demnach gilt in den rund 300 Bahn-Betrieben nur noch der Tarifvertrag der jeweils stärkeren Gewerkschaft. Laut Konzern ist das bei einem Großteil der Betriebe die EVG. Nur bei 16 Unternehmen kommen laut Bahn die Tarifverträge der GDL zur Anwendung.
Bis Ende vergangenen Jahres hatte ein Grundlagenvertrag zwischen GDL und Konzern dafür gesorgt, dass auch die Verträge der kleineren Gewerkschaft zur Anwendung kommen. Doch dieser lief Ende 2020 aus. Eine Anschlussregelung gibt es noch nicht. Das Thema spielt bei den laufenden Tarifverhandlungen allerdings keine direkte Rolle.
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