21. November 2024

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Siemens kommt mit Gewinnsprung aus der Krise

Es läuft gut für den neuen Siemens-Chef Roland Busch: Nach einem starken Quartal konnte er zum zweiten Mal die Prognose für das laufende Geschäftsjahr anheben. Doch es lauern bereits Belastungen.

Anziehende Nachfrage, ein boomendes China-Geschäft und ein unerwartet großer Geldsegen aus einem Firmenverkauf: Bei seinem ersten Quartalsbericht als Siemens-Chef hat Roland Busch am Freitag glänzende Zahlen präsentiert.

Zudem erhöhte er bereits zum zweiten Mal im laufenden Geschäftsjahr die Prognose und sieht künftige positive Impulse aus den staatlichen Konjunkturpaketen. Siemens ist auf dem besten Weg, die Corona-Krise nachhaltig hinter sich zu lassen. Doch es gibt auch Risikofaktoren.

Im zweiten Geschäftsquartal von Januar bis März sprang der Gewinn des Münchner Technologiekonzerns von 0,7 Milliarden auf 2,4 Milliarden Euro. Insbesondere das Geschäft mit der Automobilindustrie und dem Maschinenbau sowie die Softwareaktivitäten liefen gut.

Zum Gewinnsprung trug allerdings auch der Verkauf des Getriebeherstellers Flender bei. Den positiven Effekt beziffert Siemens auf rund 900 Millionen Euro vor Steuern. Das sei mehr als erwartet, sagte Konzernchef Busch. Doch auch ohne diesen Effekt hätte sich ein sehr deutliches Plus ergeben.

«Die Industrie erholt sich weiter», sagte Busch, der von einem «herausragenden Quartal» sprach. Und auch im zweiten Halbjahr rechnet er mit einem positiven Momentum für sein Unternehmen. Daher erhöht Siemens seine Prognose deutlich: Am Ende des Geschäftsjahres soll nun ein Gewinn von 5,7 Milliarden bis 6,2 Milliarden Euro stehen, das sind etwa 700 Millionen mehr als zuletzt angepeilt. Auch der Umsatz soll schneller wachsen.

Noch nicht berücksichtigt sind in der neuen Prognose aber Belastungen aus der Varian-Übernahme durch die Tochter Siemens Healthineers. Diese seien noch nicht genau genug zu beziffern, sagte Finanzchef Ralf Thomas. Siemens rechnet mit einem Effekt von etwa 300 bis 500 Millionen Euro nach Steuern.

Deutlich zugelegt hat im ersten Quartal auch der Umsatz, der um 6 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro stieg. Zudem profitierte Siemens noch von niedrigeren Reise- und Marketingkosten während der Corona-Pandemie. Dieser Effekt werde aber zurückgehen, hieß es. Zumindest konzernintern will Siemens auch nach Corona weiter bei Reisen sparen. Beim Kunden werde man aber zum persönlichen Kontakt zurückkehren, sagte Finanzchef Thomas.

Konzernchef Busch, der im Laufe des zweiten Geschäftsquartals auch nominell die Zügel bei Siemens übernommen hat, ist damit auf Kurs für ein starkes erstes Jahr: «Ich freue mich sehr, dass wir in all unseren Geschäften exzellente Ergebnisse liefern und profitabel wachsen», sagte er – «trotz anhaltender Unsicherheiten».

Zu diesen Unsicherheiten gehören auch Probleme bei der Versorgung mit Materialien und Teilen, die die Industrie derzeit weltweit belasten. Siemens sieht sich dabei bisher aber nur gering betroffen. Man arbeite «hart daran, die Risiken weiter zu verringern, die sich aus der Verknappung elektronischer Bauteile und Preissteigerungen in einigen Bereichen ergeben», sagte Busch.

Derzeit sieht der Siemens-Chef unter anderem bei Stahl, Kunststoffen und Frachtkapazitäten eine angespannte Situation. «Daher könnten sich in den kommenden Monaten in einzelnen Fällen Einschränkungen in der Produktion und verlängerte Lieferzeiten ergeben.» Er sei aber zuversichtlich, dass die Lieferketten nicht abreißen.

Positive Effekte erwartet Busch dagegen durch die weltweiten staatlichen Wachstumsprogramme gegen die Folgen der Corona-Krise. Diese würden sich voraussichtlich aber nicht mehr im laufenden Geschäftsjahr, das im September endet, bemerkbar machen.

An der Börse kamen die Siemens-Zahlen gut an. Bis zum frühen Nachmittag lag die Aktie deutlich im Plus.

Von Christof Rührmair, dpa