25. November 2024

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Entsorgungsbranche fordert neuen Kurs in der Abfallpolitik

30 Jahre Gelbe Tonne: Die Mülltrennung ist in die Jahre gekommen. Nach Ansicht der Branche sind die Regeln aber dringend reformbedürftig. Denn oftmals ist der gesammelte Kunststoff kaum zu trennen.

30 Jahre nach Festlegung erster bundesweiter Regeln zur Mülltrennung fordert Deutschlands Entsorgungsbranche neue Impulse, um die Kreislaufwirtschaft in Schwung zu bringen.

«Der Kunststoff, den wir einsammeln, ist teilweise nur schwer zu verarbeiten, weil die Verpackungen aus verschiedenen Bestandteilen bestehen, die miteinander verklebt sind», sagt der Chef der Entsorgungsfirma Alba, Axel Schweitzer.

Als Beispiele nennt er Plastikschalen, in denen Wurst oder Käse aufbewahrt sind, und Kunststoffbecher, die mit Pappe ummantelt und mit einer Alufolie verschlossen sind. Solche Verpackungen seien in Sortieranlagen nicht oder nur sehr aufwendig zu trennen, daher wanderten sie in die Verbrennung zur Energieerzeugung. «Damit sind sie der Kreislaufwirtschaft für immer entzogen.» Dies gelte es zu ändern. Wettbewerber wie Veolia und Remondis sehen es ähnlich.

Am 12. Juni 1991 wurden erstmals Regeln zum Mülltrennen im Bundesgesetzblatt publiziert. In Kraft traten die Regeln schrittweise Ende 1991, 1992 und 1993. Gelbe Säcke und Gelbe Tonnen wurden flächendeckend eingeführt. 58,5 Prozent der Kunststoffe, die auf diesem Weg eingesammelt werden, wurden im Jahr 2019 recycelt, wie die Zentrale Stelle Verpackungsregister mitteilt. Die Anforderungen steigen, im Jahr 2022 müssen 63 Prozent «werkstofflich verwertet» werden – das setzt die Recyclingbranche unter Druck.

Alba-Chef Schweitzer fordert eine verbindliche Rezyklat-Quote für Industrieprodukte sowie eine Steuer auf Neuplastik, um die Nachfrage nach dem recycelten Plastik zu steigern. Dies wäre auch im Sinne des Klimaschutzes, schließlich könnte durch die Verarbeitung von einer Tonne Rezyklaten bis zu einer Tonne CO2 eingespart werden, das bei der Herstellung von neuem Plastik emittiert werde. Der Präsident des Entsorgungsbranchenverbandes BDE, Peter Kurth, fordert den Staat zum Kauf von recyclingfähigen Produkten auf. «Wenn die öffentliche Hand mit ihrem Einkaufsvolumen sagt, Materialien, die nicht recyclingfähig sind, kaufen wir nicht, ändert sich die Produktion – das brauchen wir, um den Kreislauf zu schließen.»