Die Energiewende wird zu einer immer größeren Herausforderung für die Steuerung der Stromnetze in Deutschland und Europa.
Der Übertragungsnetzbetreiber Amprion hat deshalb rund 100 Millionen Euro in eine neue Netzleitwarte in Brauweiler bei Köln investiert, wie das Unternehmen berichtete. Die Hauptschaltleitung (HSL) sei «das Betriebssystem der Energiewende», sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Hans-Jürgen Brick.
Die Amprion-Ingenieure koordinieren von Brauweiler aus den Stromfluss im gesamten deutschen Stromnetz. Daneben sei die Leitwarte eine Drehscheibe im europäischen Verbundnetz zwischen Dänemark und Norditalien, von Nordfrankreich bis Tschechien. Brauweiler sei die größte Leitwarte in Europa, sagte Brick.
Stromproduktion – Stromverbrauch
Auf einer mehr als 100 Quadratmeter großen Bildwand können die Ingenieure rund um die Uhr Produktion und Verbrauch von Strom live verfolgen. Amprion setzt dabei auf Künstliche Intelligenz. Selbstlernende Algorithmen werteten eine Vielzahl von Erzeugungsprognosen aus und erstellten damit eine Vorhersage für die Stromproduktion aus Wind und Sonne, die nur 1,5 bis 3 Prozent von der realen Erzeugung abweiche, erläuterte Amprion-Technikchef Hendrik Neumann.
Die Schaltingenieure könnten so «in Sekundenschnelle» reagieren, sagte Neumann. Nötig war das etwa am 8. Januar, als die Stabilität des europäische Stromnetzes wegen einer Störung in Kroatien «auf des Messers Schneide» gestanden habe. Damals war das europäische Stromnetz zeitweise in zwei Teile aufgesplittet worden. Amprion hatte die Notmaßnahmen koordiniert.
Die Leitwarte ist so aufgebaut, dass von dort aus nicht nur die Stromnetze gesteuert werden können. «Mit unserer neuen HSL können wir Sektoren wie Strom und Gas verbinden«, sagte Brick. Das sei ein wichtiger Beitrag zum Aufbau eines Wasserstoffsystems. «Wir sind also vorbereitet, nicht nur das Strom- sondern das Energiesystem zu koordinieren.»
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