28. November 2024

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Autobauer melden Rekorde – Verband bleibt zurückhaltend

Drei deutsche Autohersteller haben sich mit starken Absatzzahlen aus der Krise zurückgemeldet. Doch der Branchenverband VDA bleibt mit Blick auf die Marktentwicklung in Deutschland skeptisch.

Die Corona-Krise sowie die Lieferprobleme bei Halbleitern bleiben aus Sicht des Verbands der Automobilindustrie (VDA) eine Belastung für die Branche.

Zwar meldeten mehrere deutsche Premiumhersteller am Mittwoch neue Absatzrekorde im ersten Halbjahr. Doch der VDA blieb zumindest mit Blick auf den deutschen Absatzmarkt deutlich zurückhaltender und korrigierte seine Neuwagenprognose für das laufende Jahr sogar nach unten. «Für Deutschland rechnen wir jetzt mit einem Marktvolumen von drei Millionen Pkw», sagte VDA-Chefin Hildegard Müller am Mittwoch bei der Vorstellung der Halbjahresbilanz des Verbands.

Verglichen mit dem Vorjahr würde das ein Wachstum von rund drei Prozent bedeuten. Zuvor war der Verband von 3,15 Millionen neu zugelassen Fahrzeugen für das Gesamtjahr 2021 ausgegangen. Das hätte einem Wachstum von rund acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprochen. Erst am Montag hatte der VDA auch seine Vorhersagen zur Produktion von zuletzt vier Millionen Autos im Jahr 2021 auf nun lediglich 3,6 Millionen Fahrzeuge reduziert.

Vom Vorkrisen-Niveau sind all diese Zahlen nach wie vor weit entfernt. Im Jahr 2019 sind in Deutschland laut VDA rund 4,7 Millionen Fahrzeuge produziert worden. 3,6 Millionen Pkw wurden in jenem Jahr im Inland neu zugelassen.

Ein wesentlicher Faktor für die nach wie vor schleppende Erholung der Produktion in Deutschland bleiben aus Verbandssicht die anhaltenden Lieferschwierigkeiten von Halbleiterkomponenten. «Der Anteil, der auf die verringerte Verfügbarkeit von Halbleitern zurückzuführen ist, ist recht groß», sagte der Leiter der Abteilung Volkswirtschaft, Manuel Kallweit. In Deutschland würden viele Elektroautos sowie Fahrzeuge im Premiumsegment produziert, für die überdurchschnittlich viele Halbleiter notwendig seien. Während die Nachfrage längst wieder auf hohem Niveau sei, könne die Angebotsseite daher nicht mithalten.

«Das ist kein selbstverschuldetes Problem», betonte Müller mit Blick auf ihre Branche. Der Bedarf nach Halbleitern sei auch in vielen anderen Branchen exponentiell angestiegen. Halbleiter sind das grundlegende Material von Mikrochips in der Elektronik.

Während sich Müller mit Blick auf die künftige Entwicklung zurückhaltend äußerte, haben sich mit BMW und Audi zwei deutsche Hersteller mit einem Rekordabsatz im ersten Halbjahr aus der Krise zurückgemeldet. Mercedes verpasste seinen Bestwert aus dem Jahr 2018 knapp und verlor zudem die Spitzenposition an BMW.

Die Münchner haben in ihren wichtigsten Märkten China, Europa und den USA durch die Bank kräftig zugelegt. Auf Konzernebene erreicht BMW damit einen Absatz 1,34 Millionen Fahrzeugen und liegt klar über dem Vorkrisenniveau. Die Kernmarke BMW sprang um 39,9 Prozent auf 1,18 Millionen Autos.

Mercedes-Benz landete mit einem Wachstum um gut ein Viertel und 1,16 Millionen Autos nur knapp dahinter. In den vergangenen Jahren hatten allerdings stets die Stuttgarter die Nase vorne. In ihrem wichtigsten Markt China konnten die Schwaben allerdings einen Rekord vermelden.

Audi, der dritte der drei süddeutschen Erzrivalen, nennt noch keine genauen Zahlen für das zweite Quartal. Auf Anfrage heißt es dort lediglich, dass das erste Halbjahr das beste der Unternehmensgeschichte bei den Auslieferungen gewesen sei. Zuvor hatte bereits die «Heilbronner Stimme» über einen Rekordabsatz bei Audi berichtet.

Audis bisheriger Rekord für ein erstes Halbjahr stammte aus dem Jahr 2016 mit gut 953.000 Autos. Angesichts der bereits bekannten Zahlen bis inklusive Mai dürfte der Hersteller diesen Wert nicht allzu weit übertroffen haben. Man habe das positive Momentum aus dem ersten Quartal fortgesetzt und sei zuversichtlich, dass der Trend auch im Verlauf des Jahres weitergehen werde, erklärte ein Sprecher.

Von Matthias Arnold und Christof Rührmair, dpa