22. November 2024

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Vonovia mit neuem Anlauf für Deutsche-Wohnen-Übernahme

Der Plan war knapp gescheitert, nun gibt es einen weiteren Versuch: Europas größter Immobilienkonzern Vonovia greift erneut nach Deutsche Wohnen. Helfen soll mehr Geld für die Aktionäre.

Der Übernahmekampf um Deutschlands zweitgrößten Vermieter Deutsche Wohnen geht in eine neue Runde.

Der Chef des Marktführers Vonovia, Rolf Buch, kündigte ein verbessertes Angebot an – gerade eine Woche nachdem ihm die Mehrheit der Aktionäre der Deutsche Wohnen die kalte Schulter gezeigt hatte. Buch drückt dabei aufs Tempo. Den bislang größten Deal in der deutschen Wohnungswirtschaft möchte er möglichst noch vor der Bundestagswahl im September unter Dach und Fach bringen.

Buch ist fest überzeugt, diesmal die Mehrheit der Aktionäre des Konkurrenten überzeugen zu können. «Es wird nicht schiefgehen», sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Deutschlands größter Vermieter will den Eignern der Deutsche Wohnen 53 Euro je Anteil zahlen und damit einen Euro mehr als zuletzt geboten. Damit wäre die Deutsche Wohnen insgesamt 19 Milliarden Euro wert.

Der weitere Ablauf hänge nun von der Genehmigung durch die Finanzaufsicht Bafin ab, die grünes Licht für ein neues Angebot geben müsse, sagte Buch. «Wenn es ganz schnell geht, können wir ein paar Tage vor der Bundestagswahl wissen, ob wir diesmal die Annahmeschwelle erreicht haben.»

Kritik vom Deutschen Mieterbund

Der Deutsche Mieterbund kritisierte den neuen Anlauf von Vonovia. «Das Hickhack um Deutsche Wohnen und Vonovia ist zirkusreif», sagte Verbandspräsident Lukas Siebenkotten dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Er bezweifelte, dass die Zusagen der Konzerne an die Politik die Lage der Mieterinnen und Mietern entspannen.

Für Buch, unter dem Vonovia rasant gewachsen ist, droht die Deutsche-Wohnen-Übernahme zur unendlichen Geschichte zu werden. Schon 2016 hatte er seine erste Attacke auf den Konkurrenten geritten, damals gegen dessen Willen und ohne Erfolg. Beim zweiten Anlauf in diesem Jahr konnte er Vorstand und Aufsichtsrat des Konkurrenten an Bord holen, aber nicht alle an der Deutsche Wohnen beteiligten Hedgefonds. Deren Spekulation auf einen höheren Preis machte Buch für sein Scheitern auch im zweiten Anlauf verantwortlich. Es wurden zu wenige Aktien angeboten.

Vonovia-Chef zuversichtlich

Jetzt also Versuch Nummer drei. Vonovia starte diesmal von einem anderen Niveau, sagte Buch. «Vorher mussten wir quasi aus dem Stand auf 50 Prozent springen, jetzt müssen wir nur von 30 auf 50 Prozent springen.» Vonovia hat sich bereits knapp 30 Prozent des Kapitals der Deutschen Wohnen gesichert. «Die Latte liegt deutlich niedriger», betonte Buch. Er zeigte sich sicher, zögernde Aktionäre überzeugen zu können.

Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), sieht es ähnlich. «Das Angebot erfolgt nicht im Blindflug», sagte er der dpa. Vonovia habe offensichtlich das gemacht, was schon vor dem ersten Angebot hätte passieren müssen: mit den Hedgefonds und den sperrigen Aktionären reden. «Die 53 Euro sind schon ein Schluck mehr. Aber es ist auch nicht so viel mehr, dass sich der Deal auch Sicht von Vonovia nicht mehr rechnet», analysierte der Aktionsvertreter.

Union-Investment-Manager Michael Muders zeigte sich laut «Financial Times» aber immer noch nicht zufrieden. Der NAV, ein in der Immobilienbranche üblicher Indikator für den Unternehmenswert, liege bei 56 Euro je Aktie, sagte er. Am Aktienmarkt reagierten die Kurse von Vonovia und Deutsche Wohnen zunächst nicht auf die Aussagen.

Übernahme soll vor der Bundestagswahl stattfinden

Tüngler sieht Buch unter Zeitdruck. «Die Übernahme muss vor der Bundestagswahl über die Bühne gehen. Denn dann werden die Karten neu gemischt.» Diese Unsicherheit wäre zu groß gewesen. «Deshalb muss das Eisen genau jetzt geschmiedet werden.» Nach der Wahl könnte es zu mehr staatlichen Eingriffen in den Wohnungsmarkt kommen. So fordern etwa die Grünen, mit einem Bundesgesetz die Möglichkeit zu eröffnen, Mietobergrenzen festzulegen.

Gegen erneute Spekulationen auf einen höheren Preis will sich Vonovia wappnen. So soll im Angebot diesmal ausdrücklich festgeschrieben werden, dass Vonovia drei Jahre lang keinen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag abschließen wird. Bei einem solchen Vertrag könnten Minderheitsaktionäre einen höheren Preis für ihre Papiere herausschlagen als bei einem Übernahmeangebot. Im Immobilienmarkt seien Übernahmen ohne einen solchen Vertrag «durchaus üblich», betonte Buch. «Da dies aber eventuell nicht allen bekannt war, haben wir das jetzt klar kommuniziert.»

Und wenn Buch erneut scheitern sollte? «Wenn das jetzt nicht klappt, dann wird es auch für Herrn Buch enger», vermutet Aktionärsvertreter Tüngler. Der Vonovia-Chef verweist darauf, dass der erneute Übernahmeversuch kein Alleingang von ihm sei. «Alle Gremien, sowohl von Vonovia als auch der Deutsche Wohnen, haben gesagt: Das ist der richtige Weg.»

Von Claus Haffert, dpa, und Tanja Vedder, dpa-AFX