Mit einem gestiegenen Gewinn im Rücken und einer Kampfansage an Spekulanten geht der Chef des größten deutschen Wohnungskonzerns Vonovia, Rolf Buch, in die neue Runde des Ringens um die Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen.
Bei einem Scheitern auch des angekündigten neuen Übernahmeangebots will Buch keinen weiteren Anlauf unternehmen. «Das ist jetzt das letzte Angebot», sagte er am Freitag bei der Vorlage der Geschäftszahlen für das erste Halbjahr 2021.
Vonovia war im vergangenen Monat mit seinem Übernahmeangebot für die Nummer zwei auf dem deutschen Wohnungsmarkt knapp an der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent gescheitert. «Wir haben aus den Fehlern gelernt, die wir beim letzten Mal gemacht haben», sagte Buch. Vonovia werde sich «von einzelnen Aktionären nicht unter Druck setzen lassen», kündigte er an und fügte hinzu: «Ich spreche nicht mit Spekulanten.»
Die Deutsche Wohnen habe inzwischen überwiegend kurzfristig orientierte Aktionäre, sagte Buch. Eine solche Aktionärsstruktur vertrage sich nicht mit der Wohnungswirtschaft. «Wohnungsunternehmen eignen sich nicht für kurzfristige Spekulationen». Deshalb sei ein Erfolg des neuen Vonovia-Übernahmeangebots «auch im Interesse der gesamten deutschen Bevölkerung».
Buch schätzt, dass Hedgefonds und kurzfristige Anleger knapp 50 Prozent der Aktien der Deutsche Wohnen halten. Weitere 20 Prozent seien im Besitz von Indexfonds. Vonovia selbst besitzt mittlerweile knapp 30 Prozent an der Deutsche Wohnen. Mit diesem Anteil könne Vonovia «relativ gut und lange leben», sagte Buch. Damit könne Vonovia dem Deutsche Wohnen-Management helfen, «eine langfristige stabile Geschäftspolitik zu betreiben».
Weitere Aktien will Buch nicht dazu kaufen, schon um kein Pflichtangebot an die anderen Aktionäre machen zu müssen. Das wäre auch «halb unfreundlich» gegenüber dem Management der Deutsche Wohnen, das die Übernahme unterstütze, sagte er. Vonovia habe sich auch gegenüber der Finanzaufsicht Bafin verpflichtet, keinen weiteren Übernahmeversuch zu starten: «Es klappt jetzt, oder es klappt dann halt eben nicht.»
Im neuen Angebot, das voraussichtlich noch im August vorgelegt werden soll, will Vonovia den Preis je Aktie um einen Euro auf 53 Euro aufstocken. Der Union-Investment-Manager Michael Muders hält das Angebot für zu niedrig. Der NAV, ein in der Immobilienbranche üblicher Indikator für den Unternehmenswert, liege bei 56 Euro je Aktie, hatte er der «Financial Times» gesagt.
Vonovia geht mit gut gefüllten Kassen in den neuen Übernahmeversuch. Im ersten Halbjahr legte der operative Gewinn (FFO) im Jahresvergleich um 13 Prozent auf 765 Millionen Euro zu. Die Bochumer profitieren davon, dass sie ihren Wohnungsbestand mehr und mehr in Städten mit wachsenden Bevölkerungszahlen konzentrieren. Die Nachfrage nach Wohnungen sei «ungebrochen hoch», sagte Buch. Der Verkehrswert des Immobilienbestands erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um mehr als 7 Prozent auf gut 63 Milliarden Euro. Die Mieteinnahmen stiegen im ersten Halbjahr um 3,3 Prozent auf 1,17 Milliarden Euro.
Die Übernahme des Branchenzweiten würde deshalb gut in das Konzept von Vonovia-Chef Buch passen. Die Deutsche Wohnen ist der größte Privatvermieter in der Hauptstadt: Rund 114.000 der insgesamt mehr als 155.000 Wohnungen stehen im Großraum Berlin. Vonovia hat in Deutschland, Österreich und Schweden rund 414.000 Wohnungen.
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