Der Videokonferenzdienst Zoom hat erstmals einen Quartalsumsatz von mehr als einer Milliarde Dollar geschafft, rechnet künftig jedoch mit weniger Wachstum.
Nachdem die Corona-Pandemie den Wandel der Arbeitswelt kräftig beschleunigt und einen starken Trend zum Homeoffice ausgelöst hat, kehren mittlerweile immer mehr Beschäftigte in die Büros zurück. Das trübt den Geschäftsausblick für Zoom deutlich ein, wie das Unternehmen in seinem am Montag nach US-Börsenschluss veröffentlichten Quartalsbericht einräumte.
«Wir haben unser erstes Quartal mit einem Umsatz von mehr als einer Milliarde Dollar erreicht und dabei starke Profitabilität geliefert», verkündete Zoom-Chef Eric Yuan. Doch Anleger interessierten sich weniger für die – stärker als von Experten erwartet ausgefallenen – Zahlen für das vergangene Vierteljahr als für die Prognose für das laufende Quartal. Hier zeigte sich Zoom verhalten und stellte seine Investoren auf deutlich schwächere Geschäftszuwächse ein als während des Booms zu Beginn der Pandemie. Das kam am Markt nicht gut an.
Die Aktie geriet nachbörslich zeitweise mit rund zwölf Prozent ins Minus. Dabei liefen die Geschäfte zuletzt noch rund: In den drei Monaten bis Ende Juli verdiente Zoom nach eigenen Angaben unterm Strich 316,9 Millionen Dollar (268,6 Mio Euro) und damit über 70 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Die Erlöse wuchsen um 54 Prozent auf 1,02 Milliarden Dollar. Doch während die meisten anderen Unternehmen von solch starken Wachstumsraten nur träumen können, hatte Zoom in den Vorquartalen noch wesentlich kräftiger zugelegt.
Zudem geht die Firma davon aus, dass der Kundenandrang weiter nachlässt. Für das aktuelle Quartal stellte Zoom gegenüber dem Vorjahreszeitraum «nur» noch einen rund 30-prozentigen Anstieg der Erlöse in Aussicht – hier hatten sich einige Analysten mehr ausgerechnet. Im jüngsten Quartal gab es bereits Schwachpunkte in der Geschäftsentwicklung und Anzeichen dafür, dass der Zoom-Boom nach der Corona-Krise dauerhaft abflauen könnte. So gewann das Unternehmen beispielsweise weniger lukrative Großkunden hinzu als angenommen.
Zoom ist zudem immer stärkerer Konkurrenz ausgesetzt, Rivalen wie Slack, aber auch Großkonzerne wie Microsoft oder Cisco buhlen ebenfalls intensiv um Homeoffice-Nutzer. Zoom bereitet sich jedoch schon seit längerem auf die Zeit nach der Pandemie vor, wenn die Bedeutung von Videokonferenzen im Arbeitsalltag deutlich sinken könnte. Um das Geschäft breiter aufzustellen, leistete sich das Unternehmen im Juli mit dem fast 15 Milliarden Dollar schweren Kauf des Call-Center-Spezialisten Five9 seine bisher größte Übernahme.
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