21. November 2024

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N26: Hohe Strafe wegen mangelhafter Geldwäsche-Bekämpfung

Bei ihrem rasanten Wachstum hat die Smartphone-Bank zu wenig gegen Betrug und Missbrauch unternommen. Dafür präsentiert die Bankenaufsicht dem Berliner Start-up nun eine teure Quittung.

Die Smartphone-Bank N26 muss wegen einer mangelhaften Geldwäsche-Bekämpfung eine Millionenstrafe an die Finanzaufsicht Bafin zahlen. Das teilte die Aufsichtsbehörde am Mittwoch mit.

Dem Berliner Start-up war vorgeworfen worden, nicht entschieden genug Verdachtsfällen nachgegangen zu sein. Damit habe die Bank gegen das Gesetz über das Aufspüren von Gewinnen aus schweren Straftaten verstoßen. Im Mai hatte die Bafin bereits einen Sonderbeauftragten eingesetzt, der N26 auf die Finger schauen soll.

N26 räumte ein, man habe in den Jahren 2019 und 2020 «weniger als 50 Geldwäscheverdachtsmeldungen» verspätet bei der Bafin eingereicht. Das Bußgeld in Höhe von 4,25 Millionen Euro sei im Juni fristgerecht bezahlt worden, teilte die Bank mit. Nach Angaben der Bafin ist der Bußgeldbescheid seit dem 15. Juli rechtskräftig.

Die Höhe des Bußgeldes für N26 fällt außergewöhnlich hoch aus. So hatte die Bafin im vergangenen Jahr über alle Geschäftsbereiche hinweg Geldbußen in einer Gesamthöhe von knapp 8,5 Millionen Euro festgelegt, darunter insgesamt knapp 400.000 Euro für die Bereiche Bankenaufsicht, Geldwäscheprävention und Versicherungsaufsicht zusammen.

Nächste Finanzierungsrunde schon in Sicht

Mit dem Abschluss des Bußgeldverfahrens räumt N26 einen großen möglichen Stolperstein für eine nächste Finanzierungsrunde aus dem Weg. Neben der Geldstrafe hatte die Bafin nach Medienberichten sogar erwogen, gegen N26 Beschränkungen des Neugeschäfts zu verhängen. Diese weitreichenden Sanktionen sind nun aber wohl vom Tisch. Nach Informationen aus Finanzkreisen will das Unternehmen mehrere Hundert Millionen Dollar für eine weitere Expansion einsammeln.

Das Unternehmen betonte, es habe alle von der Bafin geforderten Maßnahmen zur Verbesserung von rechtzeitigen Meldungen verdächtiger Aktivitäten bereits «vollumfänglich umgesetzt». N26 nehme seine Verantwortung im Kampf gegen die weltweit zunehmende Finanzkriminalität und bei der Prävention von Geldwäsche sehr ernst. «Insbesondere in den vergangenen Monaten haben wir zahlreiche weitreichende Maßnahmen ergriffen sowie Strukturen und Prozesse etabliert, die den höchsten Standards entsprechen und gleichzeitig neue Standards in der Branche setzen.» Damit sei N26 auch zukünftig gut gegen kriminelle Aktivitäten – vor allem im Zusammenhang mit dem stetig wachsenden Onlinehandel – aufgestellt.

Banking-App als Kernangebot

N26 gehört zu den sogenannten Smartphone-Banken, deren Kernangebot eine Banking-App für das Mobiltelefon ist. Diese Geldhäuser werden auch als «Neobanken» bezeichnet. N26 hat bislang sieben Millionen Kunden gewinnen können. Zu den Investoren, die an N26 beteiligt sind, gehören unter anderem der deutsche Versicherungskonzern Allianz, der Staatsfonds GIC aus Singapur, der chinesische Internet-Riese Tencent, Earlybird und der deutsch-amerikanische Investor Peter Thiel. Eine neue Finanzierungsrunde könnte nach Expertenschätzungen die Bewertung des Start-ups auf knapp zehn Milliarden Euro ansteigen lassen.

Für den weiteren Aufstieg muss N26 einen wichtigen Posten im Top-Management neu besetzen, weil der bisherige Deutschlandchef Georg Hauer das Unternehmen verlässt. Sein neuer Arbeitgeber, das Münchner Start-up Hawk AI, ist ausgerechnet auf die Erkennung von Geldwäsche-Versuchen spezialisiert. Das ist der Bereich, der N26 nun die teure Rüge der Bafin eingetragen hatte.

Hauer stammt wie die beiden Unternehmensgründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal aus Wien. Er war 2019 zum Deutschlandchef ernannt worden. Zuletzt verantwortete Hauer den gesamten deutschsprachigen Raum sowie Nordeuropa. N26 erklärte, die Suche nach einer Nachfolge sei «bereits fortgeschritten».