Am deutschen Aktienmarkt bleiben die Anleger nervös. Die Kurserholung im Dax nach dem jüngsten Rücksetzer fiel am Donnerstag schnell wieder in sich zusammen.
Für zusätzliche Bedenken sorgten laut Börsianern neue Inflationsdaten unter anderem aus Deutschland. Der deutsche Leitindex lag am Nachmittag mit 0,28 Prozent im Minus bei 15.322,24 Zählern.
Sorgen um eine anziehende Inflation bei gleichzeitig langsamerem Konjunkturaufschwung treiben die Investoren schon seit Tagen verstärkt um. In Deutschland hatte die Inflation nunmehr im September angeheizt von hohen Energiepreisen erstmals seit knapp 28 Jahren wieder die Vier-Prozent-Marke überschritten. Damit sehen Marktbeobachter die Gefahr eines baldigen Gegensteuerns der Europäischen Zentralbank (EZB) erneut bestätigt.
«Die EZB fühlt sich in Anbetracht der Preisentwicklungen unwohl. Das wurde bereits bei der letzten Notenbanksitzung deutlich», schrieb Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank, in einem Kommentar. «Mit dem jüngsten Energiepreisanstieg ist der Ton für die nächste Zinssitzung bereits gesetzt. An eine Verlängerung des Pandemie-Notfallankaufprogramms der EZB über den März 2022 hinaus ist derzeit wohl nicht zu denken.»
Die Aussicht auf damit womöglich auch bald anstehende Zinsanhebungen durch die Notenbanken hatte den Dax in der Vorwoche ins Straucheln und auf ein Mehrmonatstief gebracht, am vergangenen Dienstag folgte abermals ein kräftiger Rückschlag. Zwar hatten sich auf den niedrigeren Kursniveaus zunächst immer wieder Käufer gefunden, doch macht der ohnehin als schwacher Börsenmonat geltende September seinem Ruf alle Ehre. Aktuell deutet sich für den Monat ein Minus an. Erstmals nach dem coronabedingten Einbruch im Frühjahr 2020 könnte damit auch das gesamte Quartal mit negativem Vorzeichen enden.
Auch der MDax steuert auf eine negative Monatsbilanz zu, am Donnerstagnachmittag fiel der Index der mittelgroßen Börsenwerte um 0,21 Prozent auf 34.447,69 Punkte zurück. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone verlor zuletzt 0,22 Prozent auf 4071,09 Zähler.
Unter den Einzelwerten im Dax waren wie schon zuletzt wieder Corona-Gewinner aus dem Medizinbereich besonders gefragt. Aktien von Laborzulieferer Sartorius kletterten um 2,2 Prozent, um jeweils mehr als ein Prozent verteuerten sich die Merck, Qiagen und Siemens Healthineers.
Die Gefahr steigender Zinsen lastete hingegen auf den schon seit einiger Zeit schwächelnden Versorgern RWE mit 2,2 Prozent Abschlag und Eon mit minus 1,3 Prozent. Höhere Zinsen verteuern die Finanzierungskosten etwa ihrer Kraftwerke, aber auch ihrer Verbindlichkeiten.
Der Kurs der Baumarktholding Hornbach schoss nach der Vorlage der Quartalszahlen auf ein Rekordhoch, zuletzt stand ein Kursplus von mehr als zehn Prozent auf der Anzeigetafel. Hier überzeugten die besser als erwartet ausgefallenen Quartalszahlen und noch etwas mehr Optimismus des Vorstands mit Blick auf die Jahresprognose.
Dagegen schlug in den hinteren Börsenreihen Knaus Tabbert mit einer zurückgezogenen Jahresprognose die Anleger in die Flucht. Die Papiere des Wohnmobilherstellers brachen auf ein Tief seit August ein, zuletzt betrug das Minus noch rund sechs Prozent. Das Unternehmen kämpft wegen der Halbleiterflaute mit Lieferengpässen und muss die Produktion an zwei Standorten vorübergehend stilllegen.
Der Euro fiel am Donnerstag unter die Marke von 1,16 US-Dollar auf den tiefsten Stand seit Juli. Am Nachmittag kostete die Gemeinschaftswährung 1,1589 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Mittwoch noch auf 1,1654 Dollar festgesetzt.
Am Anleihemarkt verharrte die Umlaufrendite bei minus 0,30 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg leicht um 0,04 Prozent auf 144,41 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,11 Prozent auf 169,83 Punkte.
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