Der Ausbau der Windenergie geht weiter: Mit einem dritten Offshore-Windpark will das Energieunternehmen Iberdrola sein Windpark-Cluster in der Ostsee erweitern.
Das Projekt mit dem Namen «Windanker» soll 2026 mit einer Kapazität von 300 Megawatt ans Netz gehen, wie das Unternehmen am Freitag mitteilte. Die Investitionen werden auf 800 Millionen Euro beziffert. Gleichzeitig formuliert die Branche Wünsche an die neue Bundesregierung.
«Windanker» sei der erste Windpark in der deutschen Ostsee, der ohne staatliche Förderung realisiert werden soll, erklärte Iberdrola. Damit wird der Strom nicht zu einer vorher festgelegten Marktprämie vergütet. Stattdessen sollen große Teile der Leistung über langfristige Verträge mit Abnehmern vermarktet werden.
Da die Ostsee für den Bau von Offshore-Windparks mitunter anspruchsvoller als die Nordsee sei, etwa mit Blick auf den Untergrund, sei die Umsetzung zu Marktbedingungen eine Herausforderung, erklärte die Iberdrola-Deutschland-Chefin Iris Stempfle. Man könne aber unter anderem auf bestehende Erfahrungen in der Ostsee zurückgreifen und Synergien mit anderen dortigen Windparks nutzen.
«Windanker» soll Teil einer Gruppe von dann insgesamt drei Windparks von Iberdrola vor der Insel Rügen werden, von denen einer bereits in Betrieb und einer in Bau ist. Dieser «Baltic Hub» soll nach einer Gesamtinvestition von 3,5 Milliarden Euro bis 2026 über eine Kapazität von 1,1 Gigawatt verfügen.
Stempfle hofft nach eigener Aussage auf mehr Dynamik beim Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland. «Wir setzen große Hoffnung in die neue Bundesregierung.» Dabei gehe es beispielsweise um die Zuweisung von Flächen und den Artenschutz. «Wir müssen unser Mögliches tun, um den Schutz heimischer Arten zu gewährleisten und zugleich als Gesellschaft ambitionierter denken, wenn wir die Energiewende schaffen möchten.»
Zudem wünsche sie sich von den Regierenden, «Spielregeln während des Spiels nicht zu ändern». Sie verwies auf die zwischenzeitliche Reduzierung der Ausbauziele durch die Bundesregierung. Diese waren 2014 wegen des zunächst hohen Subventionsbedarfs und entsprechenden Steigerungen des Strompreises gesenkt worden. In der Folge sei es zu der in der Branche als «Fadenriss» bekannten Unterbrechung des Ausbaus gekommen.
Dieser Fadenriss hat nach Aussage von Andreas Mummert, Leiter Politik der Stiftung Offshore Windenergie, auch zum Verlust von Unternehmen und Arbeitsplätzen geführt. Die Ausbauziele sind mittlerweile wieder angehoben worden und liegen derzeit bei 20 Gigawatt bis 2030 und 40 Gigawatt bis 2040. Auch das reicht laut Mummert allerdings nicht. Studien zeigten, dass Deutschland bis 2045 mindestens 70 Gigawatt brauche, um seine Klimaziele zu erreichen. Am Netz seien in Nord- und Ostsee derzeit 7,76 Gigawatt.
Auch Mummert blickt optimistisch auf die künftige Bundesregierung: Im Bundestag habe man die stärkste Unterstützung für Offshore bei den Grünen und der SPD verzeichnet. «Insofern blicken wir optimistisch auf eine mögliche Ampel-Konstellation.» Auch der Wahlsieg der SPD in Mecklenburg-Vorpommern sei aus Offshore-Branchensicht sehr zu begrüßen gewesen. «Mit Frau Schwesigs Regierung und den entsprechenden Ministerien gibt es einen sehr guten Austausch.»
Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Schwesig (SPD) wertete Windparks auf See als Chance für das Bundesland. «Schon durch den Bau und den Betrieb des Windparks entstehen weitere Arbeitsplätze», wurde sie am Freitag von Iberdrola zitiert. «Wir brauchen weitere
Windparks auf See, damit die Energiewende gelingt.»
Mit Blick auf den Netzausbau sagte Stempfle: «Das ist leider ein absoluter Flaschenhals, dass die anlandende Energie nicht abtransportiert werden kann.» Betreiber hätten großen lokalen Widerstand, die Genehmigungsverfahren dauerten endlos lange und seien sehr teuer. «Diese Herausforderung müssen wir so schnell wie möglich lösen.»
Als Markt stehe Deutschland im Wettbewerb mit anderen Ländern. «Das heißt, die jeweiligen Marktbedingungen entscheiden am Ende auch, inwieweit wir uns in den jeweiligen Ländern engagieren.» Der neue Windpark zeige, dass Deutschland für Iberdrola einer der strategischen Märkte sei. Man wolle sich in der Ostseeregion langfristig engagieren. «Inwieweit wir die Nordsee genauer unter die Lupe nehmen, wird sich kurzfristig entscheiden.»
Laut Mummert müsse in der neuen Legislaturperiode die Frage nach einem neuen Förderregime geklärt werden. Das sei breiter politischer Konsens. Diskutiert würden etwa Modelle, nach denen Erzeugern die Differenz gezahlt werde, wenn der Strompreis unter einen bestimmten Betrag fällt. Umgekehrt müssten sie selbst zahlen, wenn der Strompreis einen bestimmten Betrag überschreitet. Die Überlegungen hingen auch von den Erwartungen hinsichtlich der Strompreisentwicklung ab. Stempfle sagte mit Blick auf die anstehenden Entscheidungen zum Marktdesign: «Da ist noch Musik drin in den kommenden Monaten.»
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