Der Versicherungskonzern Talanx (HDI) wird trotz der hohen Schäden durch die Flutkatastrophe in Europa optimistischer.
Der Überschuss dürfte in diesem Jahr das obere Ende der bisherigen Zielspanne von 900 Millionen bis 950 Millionen Euro erreichen, teilte das im MDax gelistete Unternehmen am Montag mit. Im nächsten Jahr will Vorstandschef Torsten Leue höher hinaus: Er peilt für 2022 einen Nettogewinn von 1,05 Milliarden bis 1,15 Milliarden Euro an.
Im dritten Quartal bekam der Konzern die Flutkatastrophe infolge von Tief «Bernd» in Deutschland und in Nachbarländern zu spüren. Der Überschuss sank im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um neun Prozent auf 177 Millionen Euro. Dabei beglichen Talanx und die Tochter Hannover Rück bei ihren Kunden für die Flutkatastrophe Schäden in Höhe von insgesamt mehr als einer Milliarde Euro. Der Talanx-Konzern ist in den von der Flut am stärksten getroffenen Gebieten in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen mit seiner Marke HDI stark vertreten – auch weil er mit dem Kauf des früheren Kölner Rivalen Gerling vor 15 Jahren viele Kunden in der Region übernommen hatte.
Allerdings hatten Talanx und Hannover Rück einen Großteil der Risiken bei anderen Unternehmen weltweit rückversichert, wie Finanzchef Jan Wicke erklärte. Zudem hatten sie Risiken mithilfe von Katastrophenanleihen an Anleger am Kapitalmarkt weitergereicht. Dadurch schlug die Flutkatastrophe bei dem Konzern netto nur mit 321 Millionen Euro zu Buche, davon 214 Millionen bei der Hannover Rück.
Auswirkungen von Tief «Bernd» auf Prämien
Der durchschnittliche Versicherungsschaden durch Tief «Bernd» habe alle Erwartungen übertroffen, sagte Wicke. So rissen die Fluten Häuser und Brücken mit, viele Menschen kamen ums Leben. Wer in solch gefährdeten Regionen lebe und sich gegen Elementarschäden wie Hochwasser versichern wolle, müsse mit einem deutlichen Anstieg der Prämien rechnen, sagte Wicke. Kritik übte der Manager an Teilen des Wiederaufbaus. So würden Baugenehmigungen auch für Bereiche erteilt, für die weitere Starkregenereignisse zu erwarten seien.
Die Versicherungsbranche will den Schutz gegen Elementarschäden in der Gebäudeversicherung zum Standard machen. Kunden müssten diesen Vertragsbaustein dann aktiv abwählen. Allerdings braucht es dafür eine gesetzliche Regelung. Zugleich fordert der Branchenverband GDV ein Umsteuern der öffentlichen Hand, etwa durch klare Bauverbote in hochwassergefährdeten Gebieten.
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