Verunsicherung wegen der Corona-Pandemie hat am Freitag am deutschen Aktienmarkt Anleger vorsichtig werden lassen.
Nach zuletzt sechs Tagen mit immer höheren Rekorden konnte der Dax erstmals keine Bestmarke setzen. Infolge der sich zuspitzenden Infektionslage machten sich Sorgen vor einem erneuten Lockdown mit seinen wirtschaftlichen Folgen breit.
Belastet von Kursrutschen vor allem bei zyklischen Industriewerten fiel der Dax um 0,38 Prozent auf 16.159,97 Punkte. Sein Wochenplus schrumpfte damit auf 0,4 Prozent. Am Donnerstag hatte der Leitindex seine inzwischen fast siebenwöchige Rally noch mit 16.290 Punkten gekrönt. Anleger begannen dann aber am Vortag schon mit Gewinnmitnahmen, die sich nun ein Stück weit fortsetzten.
Der MDax der mittelgroßen Börsentitel gab zum Wochenschluss um 0,15 Prozent auf 35.912,82 Zähler nach. Für ihn war es schon der dritte schwächere Handelstag in Folge.
Wie Marktbeobachter Michael Hewson vom Broker CMC Markets schrieb, bereitet die Pandemie-Lage in Österreich den Anlegern Kopfschmerzen. Das Alpenland geht am Montag erneut in einen Lockdown, den der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn auch in Deutschland nicht mehr ausschließen wollte. Die BayernLB befürchtet, dass der Aufschwung in den am stärksten betroffenen Ländern «einen Winterschlaf einlegen» könnte. Dazu zählen die Experten auch Deutschland.
Anleger sattelten vor diesem Hintergrund auf Aktien der Pandemie-Gewinner um, darunter die allgemeine Tech-Branche und speziell die sogenannten «Stay-at-Home-Aktien». Zu diesen zählen die Dax-Mitglieder Delivery Hero, Zalando und Hellofresh mit Anstiegen zwischen 1,3 und 4,1 Prozent. Getoppt wurde dies von der Shop Apotheke mit einem Kurssprung um 7,4 Prozent im SDax.
Auf der Verliererseite dagegen tauchten klassische Industriekonzerne wie etwa Volkswagen mit einem Abschlag von 2,5 Prozent auf. Noch größere Verluste von bis zu 3,4 Prozent mussten Aktien wie Airbus oder MTU einstecken. Aus Sorge vor Beschränkungen gelten Werte der Reise- und Freizeitbranche und der damit verbundenen Flugzeugindustrie in der Pandemie stets als besonders anfällig für Rückschläge.
Dies wirkte sich dann auch im MDax belastend bei der Lufthansa und dem Flughafenbetreiber Fraport aus, wie Kursverluste von 2,2 respektive 4,6 Prozent zeigen. Die Titel des Einkaufszentren-Investors Deutsche Euroshop waren als weiteres potenzielles Opfer eines erneuten Lockdowns mit einem Abschlag von 4,7 Prozent das SDax-Schlusslicht.
Besonders große Verluste gab es darüber hinaus im Bankensektor: Die Anteile der Deutschen Bank wurden mit fast fünf Prozent Minus zum Dax-Schlusslicht, jene der Commerzbank sackten im MDax um 3,8 Prozent ab. Neben den konjunkturellen Sorgen wurden die Verluste auch mit Aussagen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde in Verbindung gebracht. Diese lässt sich vom kräftigen Anstieg der Teuerungsraten nicht aus der Ruhe bringen und erteilte einem rascheren Ausstieg aus der Politik des billigen Geldes eine Absage. Höhere Zinsen würden im Bankensektor aber als vorteilhaft für das Alltagsgeschäft etwa mit Krediten gelten.
Auf europäischer Bühne sank der EuroStoxx 50 letztlich um 0,62 Prozent auf 4356,47 Punkte. Der französische Cac 40 und der britische FTSE 100 folgten dem Eurozonen-Leitindex jeweils mit Verlusten von etwa 0,4 Prozent. Der New Yorker Dow Jones Industrial stand zum europäischen Handelsschluss mit knapp einem halben Prozent im Minus.
Der Eurokurs fiel im Tagesverlauf erneut unter die Marke von 1,13 US-Dollar und dort auf ein weiteres Tief seit Juli 2020. Zuletzt wurde er aber wieder etwas erholt zu 1,1316 Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1271 (Donnerstag: 1,1345) US-Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,8872 Euro.
Anleihen waren im Zuge der aufflammenden Corona-Angst als sicherer Hafen gefragt. Während die gegenläufige Umlaufrendite von minus 0,37 Prozent am Vortag auf minus 0,43 Prozent fiel, stieg der Rentenindex Rex um 0,37 Prozent auf 145,47 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,62 Prozent auf 172,36 Punkte zu.
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