Lieferengpässe und steigende Materialkosten werden zunehmend zur Last für Deutschlands Mittelständler.
Zwar haben sich die Auftragsbücher vieler Unternehmen nach dem Corona-Tief wieder ordentlich gefüllt, aber weil Vorprodukte oder Rohstoffe fehlen, kommt die Produktion nicht hinterher. In einer Umfrage der DZ Bank gaben zwei von drei Mittelständlern (65 Prozent) an, dass sie eingehende Aufträge derzeit nur mit Zeitverzögerung abarbeiten können. Mehr als jedes vierte mittelständische Unternehmen in Deutschland (28 Prozent) sieht sich demnach mittlerweile gezwungen, wegen fehlender Waren Kundenaufträge abzulehnen.
«Zusammen mit dem Fachkräftemangel sind Materialsorgen und Preisdruck mittlerweile die größten Wachstumshürden», fasste der Firmenkundenvorstand der DZ Bank, Uwe Berghaus, die Ergebnisse der Umfrage unter 1000 Unternehmen zusammen. «Die neue Regierung täte gut daran, so bald wie möglich für Entlastungen zu sorgen.» Vor allem müsse der Abbau von Bürokratie vorangetrieben werden, damit sich die Unternehmen voll auf die Stabilisierung ihrer Lieferketten konzentrieren könnten. «Gelingt das nicht, hat Deutschland im internationalen Wettbewerb das Nachsehen», warnte Berghaus.
Die Auftragslage sollte eigentlich Grund für Zuversicht sein: Bei vier von zehn Unternehmen liegen die Bestellungen den Angaben zufolge längst wieder über Vorkrisenniveau. Vor allem die Elektroindustrie profitiere von großer Nachfrage.
Rohstoffe sind begehrt
Doch weil sich die Weltwirtschaft nach dem pandemiebedingten Absturz 2020 im laufenden Jahr in weiten Teilen rasant erholt hat, sind Rohstoffe und wichtige Teile rund um den Globus begehrt. Das sorgt für Knappheiten. Eine weitere Belastung für Firmen sind deutlich gestiegene Energiepreise.
Mittlerweile seien «die negativen Auswirkungen des Post-Corona-Booms (…) im Mittelstand angekommen», schreiben die DZ-Bank-Volkswirte. «Trotz seiner tendenziell stärkeren Inlandsorientierung und der dementsprechend auf lange Sicht hin geringeren Krisenabhängigkeit können sich die kleinen bis mittelgroßen Unternehmen der aktuellen Entwicklung auf den Weltmärkten nicht entziehen.»
In der Umfrage gaben zwei Drittel (67 Prozent) der Unternehmen an, dass Kostensteigerungen ihr Geschäft belasten. 16 Prozent der Mittelständler müssen nach eigenen Angaben Aufträge ablehnen, weil die Kosten für deren Umsetzung zu hoch wären.
Kurzfristig werden sich die Lieferprobleme nach Einschätzung der DZ-Bank-Experten nicht lösen lassen, da sich die Situation in der Container-Schifffahrt nicht von heute auf morgen entspannen werde. «Daher wird sich die Knappheit bei manchen Vorprodukten bis weit ins nächste Jahr hinein bemerkbar machen», heißt es in der Analyse.
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