23. November 2024

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Symbolischer Baustart für Ostseetunnel auf Fehmarn

Der Ostseetunnel soll Deutschland enger mit der dänischen Insel Lolland verbinden. Im Jahr 2029 soll das umstrittene Milliardenprojekt fertig sein. Nun geht der Bau auch in Deutschland los.

Mannshohe Erdhügel deuten auf Fehmarn auf das umstrittene Milliardenprojekt hin. Vor der Küste der Ostseeinsel ist bereits wesentlich mehr los.

Von Land aus sind etliche Arbeitsschiffe auf dem Fehmarnbelt zu sehen. Sie sind bereits seit Monaten mit dem Aushub des Tunnelgrabens beschäftigt. Nun geht auch an Land der Bau des 18 Kilometer langen Ostseetunnels von Fehmarn zur dänischen Insel Lolland los.

Reichlich Prominenz ist dafür am Montag zu dem symbolischen Spatenstich in Sichtweite des Fährhafens nach Fehmarn gekommen. Die Spaten sind in den dänischen und den deutschen Nationalfarben lackiert. «Der Fehmarnbelt-Tunnel ist sowohl für Dänemark als auch für Deutschland, ja für ganz Europa, ein außerordentlich wichtiges Bauprojekt», sagt Dänemarks Verkehrsminister Benny Engelbrecht.

Schnellere Zugverbindung

Die Zugverbindung werde für Reisende zwischen Hamburg und Kopenhagen attraktiver. Das sei auch gut für die Umwelt. Rund zweieinhalb Stunden soll die Fahrzeit zwischen beiden Metropolen künftig betragen. Auch der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Enak Ferlemann, hebt auf die Stärkung des Schienenverkehrs ab. «Es ist ein Projekt, an dem man erkennen kann: Europa wächst zusammen.»

Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Bernd Buchholz spricht von einem großen Tag. «Das ist wirklich ein Jahrhundertprojekt», sagt der FDP-Politiker. Die Fehmarnbeltquerung sei auch für Norddeutschland eine riesige Chance. Die Gegner seien eine «lautstarke Minderheit», er setze auf Versöhnung in der Zukunft.

«Modellrechnungen haben ergeben, dass aufgrund der verbesserten Verkehrsinfrastruktur mit einem Beschäftigungswachstum allein im Kreis Ostholstein von 600 bis 1110 Arbeitsplätzen zu rechnen ist.» Bereits in der Bauzeit werde sich der Tunnel «als touristische Attraktion erweisen und der Insel auch darüber hinaus neue Strahlkraft verleihen».

Der kombinierte Straßen- und Eisenbahntunnel soll voraussichtlich 2029 fertig sein. Dänemark trägt die Baukosten von geschätzt 7,1 Milliarden Euro für den Tunnel, Deutschland die Kosten für die hiesige Straßen- und Schienenanbindung von geschätzt 3,5 Milliarden Euro.

Bereits seit dem Sommer 2020 wird in Dänemark gebaut, zunächst am Arbeitshafen auf Lolland. «Der Umriss des Tunnelportals ist schon gut zu erkennen», sagt Mikkel Hemmingsen, Vorstandsvorsitzender der staatlichen dänischen Sund & Bælt Holding A/S, zu der auch Bauträger Femern A/S gehört. Seit Juli 2021 wird auf dänischer Seite am Aushub des Tunnelgrabens gearbeitet und seit September auch vor der deutschen Küste.

Klagen gegen das Milliardenprojekt

Während die Dänen bereits seit 2015 Baurecht haben, gingen in Deutschland mehr als 12.000 Einwendungen gegen das Projekt ein. Seit Ende 2020 kann auch hierzulande gebaut werden. Im November 2020 hat das Bundesverwaltungsgericht Klagen gegen das Milliardenprojekt abgewiesen. Die Richter gaben den Planern aber auf, bei den erst später im Trassenbereich entdeckten Riffen nachzubessern.

Für durch den Bau zerstörte Riffe sind Ausgleichsflächen geplant. Unter anderem der Naturschutzbund Nabu und das Aktionsbündnis gegen eine feste Fehmarnbeltquerung gehen weiter juristisch gegen das Projekt vor. Der Nabu wirft den Behörden vor, gesetzliche Vorgaben beim Ausgleich der 36 Hektar Riffflächen nicht erfüllt zu haben.

Noch verkehren zwischen Fehmarn und Dänemark Fähren. Sie benötigen etwa 45 Minuten für eine Passage. Um Fehmarn und das Festland auf künftig deutlich mehr Verkehr vorzubereiten, soll die sogenannte Hinterlandanbindung in Schleswig-Holstein ausgebaut werden.

Während es für den Ausbau der Bundesstraße auf Fehmarn bereits Baurecht gibt, bezeichnete Verkehrsminister Buchholz den geplanten Ersatz der Fehmarnsundbrücke zwischen Insel und Festland als «ein etwas schwierigeres Kapitel». Für den Ausbau der Bahnstrecke auf dem Festland rechnet Buchholz dagegen nicht mit großen Schwierigkeiten.

Von André Klohn, dpa