Die globale Schifffahrtsindustrie verlangt so schnell wie möglich verbindliche internationale Regeln für einen beschleunigten klimaneutralen Umbau der Schiffsflotten.
Adressat dieser Forderung ist die Weltschifffahrtsorganisation IMO, eine Sonderorganisation der UN, deren Fahrplan bislang eine Halbierung der Treibhausgasemissionen um 50 Prozent bis 2050 und Klimaneutralität bis 2100 vorsieht. «Wir sollten die 50 Prozent bereits bis 2030 erreichen», sagte der Vizechef des globalen Branchenverbandes WSC, Jeremy Dixon, am Donnerstag.
In einem Positionspapier des Verbandes, in dem die wichtigsten Containerreedereien der Welt zusammengeschlossen sind, heißt es, die Reedereien wollten «eine Vorreiterrolle bei der Umstellung der Schifffahrt auf Null» spielen. «Aber wir können dies nicht allein tun», sagte WSC-Chef John Butler. «Die Regierungen der IMO müssen jetzt handeln, um die Entwicklung nicht aufzuhalten, sondern um ehrgeizige Innovatoren und Vorreiter zu unterstützen.»
IMO: «Wir müssen Anliegen aller Staaten zuhören»
Die IMO plant bislang, 2023 eine Revision ihrer seit 2018 gültigen Klimaschutzstrategie in Angriff zu nehmen. Bislang blockieren allerdings Meinungsverschiedenheiten und Interessenskonflikte unter den 194 Mitgliedsländern eine Einigung auf schärfere Anforderungen. Der deutsche Schiffbauverband VSM hat der IMO daher vorgeworfen, die Organisation sei beim Klimaschutz ««auf Schleichfahrt» – obwohl viele Staaten und auch Unternehmen inzwischen ehrgeizigere Ziele definiert haben.
IMO-Generalsekretär Kitack Lim bekräftigte bei einer internationalen Meeresschutzkonferenz im französischen Brest, die überarbeitete IMO-Klimastrategie solle 2023 verabschiedet werden. Er betonte aber auch, auf dem Weg zur Klimaneutralität dürfe niemand auf der Strecke bleiben: «Wir müssen den Anliegen aller Staaten zuhören und sie verstehen.» Im Juni steht das Thema auf der Tagesordnung des IMO-Umweltausschusses stehen.
Der Branchenverband WSC unterstrich, viele Unternehmen investierten bereits in die Entwicklung von treibhausgasfreien Technologien und hätten sich verpflichtet, den Übergang der Branche zu einem treibhausgasfreien Betrieb zu ermöglichen. Um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden, seien aber «klare globale Regelungen erforderlich», beispielsweise bei der Bepreisung von CO2-Emissionen und bei Neubaunormen für Schiffe, die die Energiewende unterstützen. Auch seien regulatorische Bestimmungen nötig, «die in der Anfangsphase der Energiewende Flexibilität ermöglichen, da treibhausgasfreie Kraftstoffe nicht überall auf der Welt zur gleichen Zeit verfügbar sein werden».
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