Wer auf halber Strecke zum Supermarkt plötzlich merkt, dass die Maske noch zu Hause liegt, muss nun nicht mehr umkehren: In den meisten Teilen Deutschlands ist mit Beginn der neuen Woche auch die Maskenpflicht in Geschäften entfallen.
Doch die Umstellung scheint vielen Menschen noch nicht geheuer – schließlich gehörte der verpflichtende Mund-Nasenschutz nach rund zwei Jahren Corona-Pandemie wie selbstverständlich zum Alltag.
«80 bis 90 Prozent unserer Kundinnen und Kunden in Berlin und Brandenburg haben beim Einkaufen am Montag weiterhin eine Maske getragen», sagt etwa Nils Busch-Petersen, Geschäftsführer des Handelsverbands Berlin-Brandenburg. «Es bleibt eine sehr hohe Bereitschaft, sich und andere auf freiwilliger Basis zu schützen.» Es gebe auch manche Einzelhändler, die an der Maskenpflicht für die Kundschaft im eigenen Geschäft festhielten.
In der Hauptstadt war die Maskenpflicht bereits am Freitag gefallen, am Sonntag dann in den meisten anderen Bundesländern – dort war der Einkauf in Geschäften mit Sonntagsöffnung bereits am Wochenende ohne Maske möglich gewesen, etwa an Bahnhöfen. Nun fällt die Maskenpflicht im großen Stil.
Doch auch in anderen Bundesländern bleiben Verbraucherinnen und Verbraucher vorsichtig, etwa im Saarland. «Es gibt eine relativ unaufgeregte, stille, vernünftige große Mehrheit, die wie selbstverständlich mit Maske auf der Nase an den Stellen unterwegs ist, wo sich Menschen in geschlossenen Räumen näher kommen», sagte der Vorsitzende vom Verein für Handel und Gewerbe Saarbrücken, Michael Genth.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach plädiert dafür, die Maske beim Einkaufen weiter zu tragen. «Ich gehe natürlich mit Maske einkaufen. Und das empfehle ich auch allen anderen», sagte der SPD-Politiker der «Rheinischen Post».
Hotspot-Regelung in Hamburg und MV
Gegen die neue Verordnung der Bundesregierung hatte es in den vergangenen Wochen deutlichen Widerspruch aus zahlreichen Bundesländern gegeben. Sie können Schutzmaßnahmen wie die Maskenpflicht nicht mehr eigenständig aufrecht erhalten, es sei denn, handelt sich um sogenannte «Hotspots», also Regionen mit besonders hohen Inzidenzen. Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern halten im Rahmen dieser Regelung vorerst an der Tragepflicht fest.
Andere Bundesländer verzichteten auf so einen Sonderweg, zum Beispiel Niedersachsen, NRW, Bayern und Baden-Württemberg. Seit Frühjahr 2020 war das Maskentragen in Geschäften bundesweit vorgeschrieben gewesen.
Kritische Stimmen
Im Einzelhandel sorgte das Ende der Maskenpflicht zuvor für gemischte Gefühle. Die Gewerkschaft Verdi berichtete mit Blick auf das Ansteckungsrisiko von Besorgnis unter den Beschäftigten. Auch unter den Arbeitgebern gibt es viele kritische Stimmen.
In einer Umfrage des Handelsverbands Bayern unter Einzelhändlern gab eine knappe Mehrheit an, das Ende der Maskenpflicht für falsch zu halten (50,4 Prozent). 39,2 Prozent wiederum halten die Abschaffung für richtig. 11,7 Prozent der Einzelhändler in Bayern wollen der Umfrage zufolge in ihren Geschäften an der Maskenpflicht festhalten, 77,4 Prozent dagegen nicht Masken per Hausrecht vorschreiben.
Bei den großen Handelsketten müssen die Kunden ebenfalls keine Bedeckung mehr aufsetzen, etwa bei Rewe, Lidl, Aldi und Edeka, beim Möbelhändler Ikea, beim Buchhändler Thalia oder den Textilketten H&M und Primark. Mitunter wird den Beschäftigten und Kunden aber empfohlen, weiterhin zur Maske zu greifen.
Der Handelsverband Deutschland (HDE) betonte, es sei immer klar gewesen, dass die Maskenpflicht beim Einkaufen nicht auf Dauer gelten könne und fallen werde, sobald die pandemische Lage dies nach Einschätzung von Politik und Experten zulasse. HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth rechnet damit, dass die Mund-Nasen-Bedeckungen weiterhin weit verbreitet sein werden in den Geschäften.
«Wir gehen davon aus, dass die Kundinnen und Kunden eigenverantwortlich handeln und auch weiter beim Einkaufen eine Maske tragen werden», sagte der Verbandsvertreter. «Die Mehrheit hat sich an die Maske gewöhnt und empfindet diese meist nicht als allzu große Einschränkung.»
Ein bundesweites aktuelles Stimmungsbild zur Situation in den Geschäften konnte der HDE am Montag allerdings zunächst nicht abgeben. Es bleibt abzuwarten, wie lange die Vorsicht der Verbraucherinnen und Verbraucher in den kommenden Tagen und Wochen anhalten wird.
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