24. November 2024

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Rewe will nicht alle Preissteigerungen weitergeben

Auch bei Lebensmitteln steigen wegen der hohen Energiepreise die Kosten auf allen Ebenen. Der Handelskonzern Rewe will trotzdem nicht alle Mehrkosten auf die Kunden abwälzen.

Bei den Lebensmittelpreisen will der Handelsriese Rewe nicht alle Kostensteigerungen der Lieferanten an die Kunden weitergeben und rechnet deshalb mit weniger Gewinn.

«Wir müssen das im System verteilen», sagte Rewe-Chef Lionel Souque am Dienstag in Köln. Die Lebensmittelindustrie müsse erstmal intern gegen Preiserhöhungen kämpfen und dann nur einen Teil weitergeben. «Es ist klar, dass wir dieses Jahr auf unsere Spanne teilweise verzichten müssen», so Souque weiter. Im ersten Quartal habe man bereits einen dreistelligen Millionenbetrag investiert.

Am Ende werde man einen Teil der Mehrkosten der Industrie etwa für Energie und Transport nicht auf die Endpreise aufschlagen. «Wir sehen schon nach ein paar Monaten, dass unsere Spanne leidet dieses Jahr.» Allerdings habe man genug verdient im vergangenen Jahr. «Wir hoffen wie alle, dass der Krieg nicht jahrelang dauern wird, und dass sich irgendwann die Situation normalisieren wird.»

Nähere Angaben zu Preissteigerungen für die Supermarkt-Kunden machte Rewe bei der virtuellen Jahres-Pressekonferenz des Handels- und Touristikkonzerns nicht. «Alle Warengruppen werden mehr oder weniger irgendwann betroffen sein», sagte Souque. Die einen mehr als die anderen, «sicherlich die Frischprodukte ein bisschen mehr». Der Rewe-Chef verwies in diesem Zusammenhang auf gestiegene Kosten etwa für Papierverpackungen oder Strom. «Wichtig ist, dass man nicht jammert, sondern dass man Maßnahmen trifft.» So prüfe Rewe etwa, ob man in den Läden auch mit weniger Beleuchtung auskomme oder die Temperatur um ein, zwei Grad senken könne.

Im vergangenen Jahr kletterten die Umsätze aus den fortgeführten Geschäften in der genossenschaftlichen Unternehmensgruppe nach vorläufigen Zahlen um 2,5 Prozent auf 76,5 Milliarden Euro. Souque zog eine positive Bilanz. Man sei «sehr zufrieden mit der starken wirtschaftlichen Entwicklung», sagte er und hob die positive Entwicklung der Anfang 2020 übernommenen Lekkerland-Gruppe hervor, die vor allem mit Unterwegsversorgung Geld verdient. Belastungen durch die Corona-Pandemie gab es weiterhin in der Touristik und bei den Baumärkten.

Im Geschäftsfeld Touristik, wo Rewe mit Marken wie DER Touristik, ITS und Meiers Weltreisen vertreten ist, stiegen die Umsätze zwar um 57,5 Prozent auf 2,0 Milliarden Euro. Sie erreichten damit aber weiterhin erst 41 Prozent des Umsatzes im Vor-Coronajahr 2019. Laut Souque konnte die Sparte den Verlust von 2020 in Höhe von rund 400 Millionen Euro auf 200 Millionen Euro im Jahr 2021 halbieren. Bei den Baumärkten (Toom, B1) ging der Umsatz vor allem durch den Lockdown zu Beginn des Jahres 2021 um 11,4 Prozent auf 2,4 Milliarden Euro zurück.

Im Konzern – ohne selbstständigen Einzelhandel und Beteiligungen – verbuchte Rewe deutliche Gewinnzuwächse. So stieg das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebita) um 22 Prozent auf 1,49 Milliarden Euro. Unterm Strich blieben 756 Millionen Euro in der Kasse – ein Plus von 82 Prozent.

Für das neue Geschäftsjahr rechnet Souque mit weiterem Wachstum. In der Gruppe sei mehr Umsatz geplant. Hoffnungsträger sei die Touristik. Zum Gewinnziel machte er keine näheren Angaben. Touristikvorstand Sören Hartmann sagte, dass man trotz der Ukraine-Krise seit Anfang Januar von einem Buchungsboom sprechen könne. Auch in den Märkten Tschechien, Ungarn, Polen, Rumänien und der Slowakei laufe es «nach wie vor relativ gut». Für das Gesamtjahr rechnet Hartmann für seine Sparte mit einer «schwarzen Null». «Es sieht momentan in der Buchungssituation danach aus.»

Die Zahl der Beschäftigten blieb auf Vorjahresniveau. In der Gruppe sind im In- und Ausland insgesamt rund 380 000 Menschen beschäftigt. Rewe ist in 21 Ländern tätig.