Die deutsche Industrie hat im März die Verunsicherung der Kunden durch den Ukraine-Krieg deutlich zu spüren bekommen. Die Bestellungen brachen gegenüber dem Vormonat um 4,7 Prozent ein, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag anhand vorläufiger Daten mitteilte.
«Große Verunsicherung aufgrund des Krieges in der Ukraine, steigende Energie- und Rohstoffpreise und eine sich eintrübende Weltkonjunktur führen zur Zurückhaltung bei den Bestellungen», erläuterte Jupp Zenzen, Konjunkturexperte des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Hinzu kämen akute Lieferkettenprobleme aufgrund der Corona-Lockdowns in China. Vor allem Hersteller von Investitionsgütern wie zum Beispiel Maschinen oder technische Anlagen bekamen die Zurückhaltung bei den Bestellungen deutlich zu spüren. Der Auftragseingang brach gegenüber dem Vormonat um 8,3 Prozent ein. Der Konsumgüterbereich verzeichnete dagegen ein Plus von 6,4 Prozent.
Besonders schlecht lief das Geschäft in Ländern außerhalb des Euroraumes mit minus 13,2 Prozent. Die Bestellungen aus dem gemeinsamen Währungsraum stiegen dagegen gegenüber dem Vormonat um 5,6 Prozent. Insgesamt verringerte sich das Volumen der Auslandsorders um 6,7 Prozent. Die Inlandsaufträge sanken um 1,8 Prozent.
Der Rückgang der gesamten Bestellungen fiel stärker aus als von Experten erwartet, die im Schnitt mit einem Minus gegenüber dem Vormonat von 1,1 Prozent gerechnet hatten. Im Vergleich zum Vorjahresmonat März 2021 lag der Auftragseingang kalenderbereinigt 3,1 Prozent niedriger.
Lieferengpässe und Materialmangel
Bereits im Februar war der Ordereingang im Verarbeitenden Gewerbe nach den jüngsten Daten gegenüber dem Vormonat um 0,8 Prozent gesunken. Die Auftragsbücher vieler Unternehmen sind bislang zwar gut gefüllt. Wegen Lieferengpässen und Materialmangels können die Bestellungen aber oft nicht in dem gewohnten Tempo abgearbeitet werden.
Nach Einschätzung von Commerzbank-Konjunkturexperte Marco Wagner müssen sich die Unternehmen angesichts der Auftragspolster über die zuletzt schwächeren Bestellungen aktuell keine Sorgen machen. «Aber der Zufluss neuer Aufträge dürfte allmählich abebben.»
Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, rechnet damit, dass die Sommermonate «für die deutsche Volkswirtschaft vermutlich zu einer Durststrecke werden.» Die Belastungen seien angesichts des Ukraine-Krieges, hoher Inflationsraten und Lieferkettenproblemen gegenwärtig groß.
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