Die Sorge vor einer neuen Weltordnung mit zwei Blöcken infolge des Ukraine-Kriegs treibt deutsche und US-amerikanische Firmen um.
«Die Unternehmen wollen sich nicht entscheiden müssen zwischen Geschäften in den USA und Europa auf der einen Seite und Russland sowie China auf der anderen», sagte Simone Menne, Präsidentin der Amerikanischen Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany), der Deutschen Presse-Agentur. «Es gibt eine große Sorge, dass es künftig in den Wirtschaftsbeziehungen nur Schwarz oder Weiß geben könnte.» Es sei wichtig, die globalen Handelsbeziehungen aufrechtzuerhalten und den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen.
Unternehmen fürchteten, dass China Märkte und Zukunftstechnologien stärker reguliere und den Zugang etwa für Autohersteller erschweren könnte, sagte Menne vor der Jahreshauptversammlung der AmCham Germany an diesem Mittwoch und Donnerstag in Düsseldorf. Die jüngsten Turbulenzen im Welthandel zeigten, wie verletzlich die Lieferketten seien. Auch habe China etwa als Reaktion auf US-Sanktionen gegen den chinesischen Telekommunikationskonzern Huawei den amerikanischen Logistikkonzern Fedex in manchen Bereichen ausgeschlossen. Zugleich seien Probleme wie die Klimakrise nur global zu lösen.
China und Russland wollen Zusammenarbeit ausbauen
Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine hat China klare Kritik an Russland vermieden, während Europa und die USA zusammengerückt sind und reihenweise Sanktionen gegen Russland verabschiedet haben. Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping haben vereinbart, die Zusammenarbeit der Staaten noch auszubauen.
Die AmCham Germany setzt sich für die Wirtschaftsbeziehungen zwischen den USA und Deutschland ein. Die Kammer vertritt sowohl deutsche Unternehmen, die in den USA Handel betreiben, als auch amerikanische Firmen in Deutschland. Der Gesamtumsatz der 50 größten US-Unternehmen in Deutschland belief sich im Jahr 2020 auf rund 189 Milliarden Euro.
Der Krieg in der Ukraine habe das transatlantische Bündnis noch gestärkt und treibe in der Energiekrise auch Investitionen von Unternehmen in erneuerbare Energien an, sagte Menne weiter.
Trotz Kritik an der schleppenden Digitalisierung schätzten die USA weiter den Standort Deutschland. «Das zeigen die neue Fabrik des Elektro-Autobauers Tesla in Brandenburg und das geplante Halbleiterwerk von Intel in Magdeburg.» Wegen der Energiekrise hielten sich einzelne US-Unternehmen mit Investments in Deutschland zurück. «Einen Trend dazu sehe ich aber nicht», sagte Menne.
Wichtige Projekte in den transatlantischen Beziehungen seien der rechtssichere Austausch von Daten sowie der Abbau von Zöllen, nachdem es gelungen sei, den Streit zwischen USA und EU um amerikanische Sonderzölle auf Stahl vorerst beizulegen. Der Abbau solcher Hürden sei aussichtsreicher als ein großer transatlantischer Handelsvertrag.
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