In der IG Metall spitzen sich angesichts der hohen Inflation die Forderungen nach einer langfristig wirksamen Lohnerhöhung für die Tarifverhandlungen in der Metall-und Elektroindustrie zu.
Das wurde am Donnerstag bei den bundesweiten Sitzungen der regionalen Tarifkommissionen deutlich, die zum 30. Juni ihre exakte Tarifforderung festzurren wollen. Diese müssen dann nach dem bisherigen Ablaufplan noch am 11. Juli vom Bundesvorstand der Gewerkschaft bestätigt werden. Die Verträge für rund 3,7 Millionen Beschäftigte in den Kernbranchen der deutschen Industrie laufen Ende September aus.
Nach vier Jahren ohne Tabellenerhöhung und Zurückhaltung in der Corona-Krise erwarteten die Beschäftigten auch angesichts der enormen Preissteigerungen eine deutliche Entgeltsteigerung, sagte Bayerns Bezirksleiter Johann Horn nach der Diskussion. Diese müssten -anders als Einmalzahlungen – dauerhaft in die Gehaltstabellen einfließen. Schon jetzt sei klar, dass ein «deutliches Plus bei den Entgelten» nötig sei, meinte auch der Bezirkschef von Niedersachsen-Sachsen-Anhalt, Thorsten Gröger. Die Beschäftigten müssten wegen der rasanten Inflation und angesichts oft üppiger Unternehmensgewinne dringend finanziell bessergestellt werden.
Besondere Rahmenbedingungen
«In der anstehenden Tarifrunde wollen wir einen Beitrag zur Kaufkraftstabilisierung leisten und die Beschäftigten angemessen an der überwiegend guten wirtschaftlichen Lage der Branche beteiligen», erklärte der einflussreiche Stuttgarter Bezirkschef Roman Zitzelsberger. Die besonderen Rahmenbedingungen wegen des Ukraine-Kriegs und des Lockdowns in China werde man selbstverständlich berücksichtigen. «Die meisten Unternehmen verdienen aber nach wie vor gut, Sonderschichten und Mehrarbeit sind an der Tagesordnung.»
Im vergangenen Monat lag die Teuerungsrate in Deutschland mit 7,9 Prozent auf dem höchsten Stand seit fast 50 Jahren. Volkswirte erwarten nicht, dass das Preisniveau rasch abflauen wird. Die regionalen Tarifgespräche in der Metall- und Elektroindustrie sollen spätestens Mitte September anlaufen. Am 28. Oktober endet die Friedenspflicht.
In der Stahlbranche in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Bremen haben in dieser Woche erste Warnstreiks begonnen. Dort liegt die Entgeltforderung der IG Metall bei 8,2 Prozent. Die Arbeitgeber boten bisher 2100 Euro als Einmalzahlung an.
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