Experten fordern angesichts der hohen Energiepreise, in Deutschland Erdgas durch die Fracking-Technologie zu gewinnen.
«Solange wir in Deutschland Erdgas benötigen, ist es – freundlich ausgedrückt – ein Schildbürgerstreich, dass wir es nicht bei uns fördern», sagte Hans-Joachim Kümpel, Ex-Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, der «Welt am Sonntag». Demnach liegen bis zu 2,3 Billionen Kubikmeter erschließbares Erdgas unter Deutschland im Schiefergestein – genug, um das Land über Jahrzehnte mit Erdgas zu versorgen, sagte Kümpel.
In Deutschland sei die Förderung von 20 Milliarden Kubikmetern pro Jahr durch Fracking auf Jahrzehnte hinaus möglich. Dies entspreche etwa der Hälfte der derzeitigen Erdgaslieferungen aus Russland. Die Importabhängigkeit könne dadurch «erheblich reduziert» werden.
Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. Kritik wird auch an der Verflüssigung durch starkes Abkühlen geübt, weil dies nach Angaben von Umweltschützern bis zu 25 Prozent des Energiegehalts des Gases kostet.
Habeck lehnt Fracking ab
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bemüht sich angesichts des Ukraine-Kriegs um eine schnelle Energie-Unabhängigkeit von Russland. Fracking in Deutschland lehnt er aber ab und verweist auf mögliche negative Folgen für die Umwelt sowie rechtliche Hürden. Zuletzt hatten CSU-Chef Markus Söder und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sowie der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, eine ergebnisoffene Prüfung des Frackings gefordert.
Experte Mohammed Amro von der Bergakademie Freiberg sagte der «Welt am Sonntag», in Deutschland könnte bei einer Aufhebung des Fracking-Verbots binnen eines Jahres mit der Förderung von Schiefergas begonnen werden. In fünf Jahren ließe sich die Förderrate demnach so weit erhöhen, dass Deutschland mit heimischem Frackinggas ein Fünftel seines Erdgasbedarfs decken könnte. «In Deutschland nicht zu fracken, ist ein schwerer Fehler», sagte auch Werner Ressing, ehemaliger Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium.
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