Die Personalvertretungen der Lufthansa haben das Krisen-Management des Vorstands heftig kritisiert.
«Anstatt die Krise der gesamten Luftfahrtbranche als Chance zu sehen, mit vereinten Kräften einen gemeinsamen Weg durch die Pandemie zu finden, sah der Konzernvorstand darin offensichtlich vielmehr die Gelegenheit, langfristig tarifliche und betriebliche (Kosten-) Strukturen abzusenken», heißt es in einem Brief an die Mitglieder des Aufsichtsrats, der am Mittwoch tagt.
Die Situationsanalyse der Personalvertretungen fällt verheerend aus. Lufthansa verspiele ihren guten Ruf und verliere langjährige Gäste, heißt es in dem Brief, der der dpa vorliegt. In vielen Bereichen fehle es an Personal, die Kollegen seien an der physischen und psychischen Belastungsgrenze. Dem Vorstand halten die Arbeitnehmervertreter vor, nicht schnell genug umgesteuert zu haben. «Viel zu lange wurde an den Kündigungsdrohungen festgehalten, um die gewünschten Zugeständnisse doch noch zu erzielen, und in der Folge viel zu spät davon abgerückt.»
Arbeitnehmer beklagen Bezahlung von Neueinsteigern
Pessimistisch äußern sich die Arbeitnehmer auch zur Rekrutierung neuer Kräfte: «Die Arbeitsbedingungen sind in vielen Bereichen so, dass es uns an Bewerbern fehlt. Die Vergütungen starten in manchen Gesellschaften unter den nun kommenden Mindestlohnanforderungen.» Die Unterzeichner aus vielen Unternehmensteilen forderten die Aufsichtsräte auf, auf eine konstruktive und positive Personalführung hinzuwirken.
Laut Statistischem Bundesamt waren in Deutschland im April 2022 rund 11,3 Prozent weniger Menschen in der Luftfahrt-Personenbeförderung beschäftigt als drei Jahre zuvor. Das war der bislang niedrigste Wert der 2015 begonnenen Zeitreihe.
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