Ein robuster US-Arbeitsmarktbericht für Juli hat am Freitag Zinssorgen wieder aufleben lassen und den deutschen Aktienmarkt belastet. Der Leitindex Dax gab um 0,65 Prozent auf 13.573,93 Punkte nach. Der MDax der mittelgroßen Unternehmen fiel am Freitag um 1,38 Prozent auf 27.772,58 Punkte.
Für die erste Augustwoche steht für den Dax aber ein Plus von 0,67 Prozent zu Buche. Am Vortag war der Index auf den höchsten Stand seit fast zwei Monaten geklettert. Vom jüngsten Tief von Anfang Juli bei knapp 12.400 Zählern hat sich das Börsenbarometer kräftig erholt, angetrieben vor allem von der Hoffnung auf eine nicht ganz so straffe Geldpolitik in den USA.
Die Beschäftigung in den Vereinigten Staaten hatte sich im vergangenen Monat deutlich stärker ausgeweitet als erwartet. Zudem lag auch der Anstieg der durchschnittlichen Stundenlöhne über den Prognosen von Analysten. Damit könnte sich der Druck auf die US-Notenbank Fed erhöhen, die Zinsschraube stärker anzuziehen.
Den Anlegern dürfte der Arbeitsmarktbericht aus zwei Gründen gar nicht schmecken, schrieb Marktexperte Thomas Altmann von QC Partners. Zum einen zeigten die Jobdaten, wie robust Wirtschaft und Arbeitsmarkt in den USA seien. Und das sei gleichbedeutend damit, dass beide noch mehrere Zinsschritte vertragen könnten.
Zudem bleiben Altmann zufolge die Lohnsteigerungen auf einem zu hohen Niveau. Das aktuelle Lohnwachstum werde die Fed möglicherweise dazu bringen, die Zinsen in hohem Tempo weiter zu erhöhen, um die bestehende Preis-Lohn-Spirale wieder einzufangen.
Überaus gut kamen hierzulande die Quartalszahlen der Deutschen Post an. Der Logistikkonzern hatte im zweiten Quartal Umsatz und Ergebnis prozentual zweistellig gesteigert. Die Aktie setzte sich mit plus 4,6 Prozent klar an die Dax-Spitze.
Zu den größten Verlierern im Dax gesellten sich die Papiere der Allianz mit minus 1,6 Prozent. Hier lag der Überschuss mit 1,7 Milliarden Euro fast ein Viertel niedriger als ein Jahr zuvor. Analysten monierten eine schwache Schaden-Kosten-Quote des Versicherers. Die Aktien des Agrarchemie- und Pharmakonzerns Bayer weiteten nach den schwachen Quartalszahlen vom Vortag die Verluste aus, sie sackten um rund 7 Prozent ab und waren damit das Schlusslicht im Leitindex.
Größter Verlierer im MDax waren die Anteilsscheine von Rheinmetall mit einem Minus von knapp 12 Prozent. Hier belastete ein vorsichtigerer Ausblick auf den Auftragseingang der Rüstungssparte die Papiere schwer.
Die Anteilsscheine der Shop Apotheke knickten um mehr als zehn Prozent ein und hielten damit die rote Laterne im Nebenwerteindex SDax. Hier belastete ein skeptischer Analystenkommentar der Privatbank Berenberg. Der Experte Gerhard Orgonas begründete seinen Pessimismus unter anderem mit weiteren Verzögerungen bei der Einführung des elektronischen Rezepts.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 fiel um 0,78 Prozent auf 3725,39 Punkte. Der französische Leitindex Cac 40 gab in ähnlichem Umfang nach, während sein britisches Pendant, der FTSE 100, nur leichte Verluste verzeichnete. In New York notierte der US-Leitindex Dow Jones Industrial zum europäischen Handelsende ebenfalls moderat im Minus.
Der Euro geriet nach dem starken US-Arbeitsmarktbericht stark unter Druck und sackte auf 1,0171 US-Dollar ab. Die Europäische Zentralbank hatte den Referenzkurs zuvor auf 1,0233 (Donnerstag: 1,0181) Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9772 (0,9822) Euro. Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite deutscher Bundesanleihen von 0,75 Prozent am Vortag auf 0,68 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,05 Prozent auf 137,11 Punkte. Der Bund-Future büßte angesichts der US-Jobdaten 1,40 Prozent auf 155,96 Punkte ein.
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