Adidas-Vorstandschef Kasper Rorsted wird den fränkischen Sportartikelhersteller im kommenden Jahr verlassen. Darauf hätten sich der Däne und der Aufsichtsrat im Einvernehmen geeinigt, gab der Dax-Konzern am Montag überraschend bekannt. Rorsteds Vertrag für das Amt an der Kozernspitze war erst im vergangenen Jahr bis 2026 verlängert worden. Adidas hatte zuletzt vor allem wegen eines schwachen China-Geschäfts Boden gegenüber seinem Lokalrivalen Puma verloren.
Der 60 Jahre alte Rorsted, 2016 von Henkel nach Herzogenaurach gekommen, hatte Adidas mit Erfolg auf Profitabilität getrimmt. Teil der Strategie war auch, den enorm profitablen chinesischen Markt verstärkt ins Visier zu nehmen. Die dort wegen der Corona-Pandemie eingetretenen Probleme, verbunden mit politischen Hemmnissen – die chinesische Regierung hatte zum Boykott westlicher Produkte aufgerufen – trafen Adidas besonders hart.
Das Unternehmen musste in diesem Jahr bereits zwei Mal seine Prognose nach unten korrigieren. Konkurrent Puma konnte seine Annahmen dagegen sogar nach oben schrauben. Unter Anlegern soll das Grummeln unüberhörbar geworden sein, weil auch die Adidas-Aktie immer wieder stark unter Druck geraten war. Rorsted war zeitweise wegen seines Führungsstils auch intern in die Kritik geraten. Noch 2019 hatte ihn das «manager-magazin» zum Manager des Jahres in Deutschland gekürt. Sowohl der Aufsichtsrat als auch Rorsted sprachen am Montag von einem «Neuanfang», der nun möglich werde.
«Die Nachfolge-Suche hat begonnen», hieß es in der Adidas-Mitteilung. Wie weit sie bereits gediehen ist, wollte niemand eingrenzen. Rorsted werde bis zur Bestellung eines Nachfolgers das Amt des Vorstandsvorsitzenden weiterführen und gemeinsam mit dem Aufsichtsrat und dem Vorstand für einen reibungslosen Übergang sorgen.
Rorsted war knapp sechs Jahre bei Adidas
«Unter Kasper Rorsteds Führung hat Adidas seine digitalen Fähigkeiten erheblich ausgebaut und die Online-Umsätze des Konzerns mehr als verfünffacht», sagte Aufsichtsratschef Thomas Rabe. Adidas habe zudem seine Führungsposition in Sachen Nachhaltigkeit untermauert. Das Unternehmen lässt seine Sportschuhe mit dem markanten Drei-Streifen-Logo unter anderem aus Plastikmüll fertigen.
Rorsted war in seinen bisher knapp sechs Jahren bei Adidas unter anderem für den Verkauf der Marke Reebok verantwortlich, die für Adidas lange Zeit als Sorgenkind galt. Die Portfolio-Bereinigung und damit die Konzentration auf die Kernmarke wird trotz des Verkaufs unter Einkaufspreis letztlich als Erfolg gewertet.
«Nach drei herausfordernden Geschäftsjahren, die weltweit von den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie und geopolitischen Spannungen geprägt waren, ist nun der richtige Zeitpunkt, einen Wechsel auf der Position des Vorstandsvorsitzenden einzuleiten, um dem Unternehmen einen Neustart zu ermöglichen», betonte Rabe.
Rorsted sprach von «externen Faktoren», die das Geschäft in den vergangenen Jahren beeinträchtigt hätten. Diese zu bewältigen, habe viel Kraft gekostet. Adidas sei auf einem guten Weg. 85 Prozent der Märkte wüchsen um zweistellige Prozentsätze.
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