Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Stefan Wolf, hat sich kurz vor der anstehenden Tarifrunde in der Metall- und Elektroindusrie offen für steuer- und abgabenfreie Einmalzahlungen gezeigt. Diese könnten laut Wolf ein Thema sein, wenn die Politik sie ermögliche.
«Dass Handlungsspielräume da sind, ist keine Frage», sagte Wolf der Deutschen Presse-Agentur. «Als Arbeitgeber sind wir an einer konstruktiven Lösung interessiert, die den Menschen hilft», sagte Wolf. Um entsprechende Ausgleiche zu finden, könne man auch mit anderen Instrumenten als einer Tabellenerhöhung arbeiten. Eine solche verlangt die Gewerkschaft IG Metall.
Die Situation in den Unternehmen sei ganz unterschiedlich. «Es gibt einige, die verdienen ganz gut, aber es gibt auch viele, denen geht es echt schlecht», so Wolf. Drei von vier Unternehmen in seiner Branche gehe es nach Schätzung des Verbandschefs schlecht. «Und es gibt welche, die kämpfen um ihre Existenz.» Da bringe es letztendlich nichts, eine Lohnerhöhung durchzusetzen, die das Unternehmen nicht zahlen kann oder in noch stärkere existenzielle Probleme bringt.
«In der Metall- und Elektro-Industrie haben wir eine sehr differenzierte Situation», sagte Wolf. Diese Differenzierung brauche es auch in einem Tarifabschluss. «Im letzten Tarifabschluss haben wir zum ersten Mal eine automatische Differenzierung vereinbart, die ist für mich jetzt eigentlich gesetzt», sagte Wolf. «Wenn die Unternehmen etwa unter einer bestimmten Umsatzrendite liegen oder sonstige Kostenpositionen belastend wirken, dann sollte automatisch eine entsprechende Zahlung nicht erfolgen, ohne lange mit der IG Metall verhandeln zu müssen», so Wolf. Das könnten Sonderzahlungen oder nicht eintretende Tariferhöhungen sein. «Darüber müssen wir reden und sehen, wie wir das ausgestalten.»
Der Chef des Autozulieferers ElringKlinger aus Baden-Württemberg erwartet keine einfachen Verhandlungen. «Es wird erhebliche inhaltliche Auseinandersetzungen geben», sagte Wolf. Man müsse abwarten und sehen, wie die Situation im Herbst ist. «Wenn wir in eine massive Gasmangellage geraten und in eine tiefe Rezession rutschen, werden die Karten neu gemischt.»
Die Tarifgespräche für die bundesweit fast vier Millionen Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie starten am 12. September in Hannover. Wie die IG Metall in der vergangenen Woche ankündigte, sollen die ersten regionalen Verhandlungen im Bezirk Niedersachsen/Sachsen-Anhalt geführt werden. Die Diskussionen über die Lohnforderungen und weitere Themen in der deutschen Kernbranche dürften angesichts der hohen Inflation und gleichzeitig starker Kostenbelastung vieler Unternehmen schwierig werden. Arbeitgeber und Arbeitnehmer lagen in ihren Einschätzungen zu einem angemessenen Entgelt-Plus zuletzt deutlich auseinander.
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