ProSiebenSat.1 bekommt einen neuen Chef. Rainer Beaujean hat überraschend sein Amt als Vorstandsvorsitzender niedergelegt. Zum 1. November übernimmt Bert Habets – bisher Aufsichtsratsmitglied – den Posten, wie der Konzern am Montag in Unterföhring bei München mitteilte. Beaujean gehe in «gegenseitigem Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat».
Habets (51) ist seit Mai 2022 in dem Kontrollgremium Mitglied. Davor war er viele Jahre seiner Karriere für die RTL Group mit Sitz in Luxemburg tätig. Zeitweise war er auch RTL-Chef, bis Bertelsmann-Chef Thomas Rabe im Frühjahr 2019 an der Spitze übernahm. RTL gehört zum Bertelsmann-Portfolio.
Der gebürtige Niederländer Habets verfüge über «fundierte Erfahrungen in der Führung globaler Medienunternehmen sowie über umfassendes Know-how bei der Einführung und dem Ausbau von Video-Streaming-Diensten», hieß es von ProSiebenSat.1 weiter.
Mit dem Weggang von Beaujean gibt es damit nach relativ kurzer Zeit wieder einen Wechsel an der Führungsspitze des ProSiebenSat.1-Konzerns mit einem Jahresumsatz von rund 4,5 Milliarden Euro (2021). Großer Konkurrent in Deutschland ist RTL. Beaujean hatte erst seit Jahresanfang das Amt des Vorstandsvorsitzenden inne. Im März 2020 war Finanzchef Beaujean zunächst Vorstandssprecher geworden – als bekanntgeworden war, dass der damalige Chef Max Conze nach nicht einmal zwei Jahren an der Spitze ging.
ProSieben-Aktien verlieren an Wert
Bei Anlegern kamen die Neuigkeiten vom Montag nicht gut an: Der Aktienkurs von ProSieben sank in einer ersten Reaktion auf der Handelsplattform Tradegate um ein Prozent.
Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur teilte eine Konzernsprecherin zu dem Wechsel an der Spitze mit, Aufsichtsratschef Andreas Wiele habe zu verstehen gegeben, dass die Berufung von Habets in keiner Weise mit einem möglichen Einfluss des italienischen Medienkonzerns Media for Europe (MFE) in Verbindung stehe. Das TV-Unternehmen von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi, das einen hohen Aktienanteil an ProSiebenSat.1 hält, sprach immer wieder von einem europäischen Senderverbund, den man anstrebe – konkret wurden Pläne allerdings bislang nicht. Das Verhältnis zwischen beiden Medienhäusern gilt als eher kühl. Unlängst teilte MFE mit, seine Präsenz in Deutschland mit einem eigenen Büro in München zu verstärken.
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