4. Dezember 2024

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Galeria Karstadt Kaufhof will schon wieder Geld vom Staat

Galeria Karstadt Kaufhof will schon wieder Geld vom Staat

Deutschlands letzter großer Warenhauskonzern steckt einmal mehr in der Krise. Ob er erneut auf Staatshilfe hoffen kann, ist ungewiss.

Ausgerechnet vor dem wichtigen Weihnachtsgeschäft ballen sich dunkle Wolken über Deutschlands letztem großem Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof.

Angeschlagen von der Corona-Pandemie, der Energiepreisexplosion und der aktuellen Konsumzurückhaltung droht dem Handelsreisen einmal mehr das Geld auszugehen. Der Konzern hat deshalb erneut einen Antrag auf Staatshilfe gestellt, wie der Deutschen Presse-Agentur aus Regierungskreisen bestätigt wurde.

Ein dreistelliger Millionenbetrag steht im Raum

Es ist bereits das dritte Mal innerhalb von knapp zwei Jahren, dass der Warenhauskonzern auf staatliche Hilfen zurückgreifen will. Bereits Anfang 2021 und dann noch einmal Anfang 2022 hatte das Unternehmen wegen der Auswirkungen der Corona-Pandemie um staatliche Unterstützung gebeten. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) griff dem Traditionsunternehmen in zwei Hilfsaktionen mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme.

Zur Höhe der diesmal beantragten Hilfen gab es zunächst keine Angaben. Doch wird in der Branche spekuliert, dass es wohl auch diesmal um einen dreistelligen Millionenbetrag gehe. Galeria-Chef Miguel Müllenbach hatte erst kürzlich in einem Mitarbeiterbrief gewarnt, das Unternehmen befinde sich «erneut in bedrohlicher Lage». Der Krieg in der Ukraine und die hohe Inflation hätten Galeria Karstadt Kaufhof bei seinen zunächst vielversprechenden Sanierungsbemühungen stark zurückgeworfen.

«Wir werden unseren Weg nur erfolgreich fortsetzen können, wenn es uns gelingt, die Finanzierung von Galeria neu zu strukturieren und dem Unternehmen neues, frisches Kapital zuzuführen. Daran arbeiten wir gegenwärtig mit Hochdruck», schrieb Müllenbach.

Ob die Warenhauskette allerdings tatsächlich erneut auf die rettende Hand des Staates hoffen kann, ist ungewiss. Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte am Freitag, rein rechtlich sei es möglich, dass Firmen, die bereits Hilfen bekommen hätten, erneut einen Antrag stellen könnten. Wie erfolgreich solche Anträge seien, darüber könne sie nicht spekulieren.

Doch schon die bisherigen Staatshilfen für den Konzern waren umstritten. Kritiker bezweifelten die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells Warenhaus oder sahen den Galeria-Eigentümer, den österreichischen Immobilien-Milliardär René Benko, in der Pflicht, dem wankenden Riesen unter die Arme zu greifen.

«Die Probleme sind hausgemacht»

Der Handelsexperte Jörg Funder von der Hochschule Worms sagte am Freitag: «Es spricht wenig dafür, dass Galeria auch diesmal mit dem Ruf nach Staatshilfe Erfolg haben wird.» Die Situation sei ganz anders als in der Corona-Pandemie. Damals seien Handel und Gastronomie die Hauptleidtragenden der Krise gewesen. In der aktuellen Energiekrise sei die ganze Wirtschaft betroffen. «Die Rettung einer angeschlagenen Warenhauskette hat da einfach nicht mehr die gleiche Priorität wie noch vor einem Jahr», urteilte er.

Ohnehin stecke das Warenhaus nicht in erster Linie wegen der Pandemie, wegen des Ukraine-Krieges oder wegen der explodierenden Energiepreise in Schwierigkeiten. «Die Probleme sind hausgemacht», sagte Funder. Das Warenhaus sei für die Kunden nicht mehr attraktiv, weil es das Aufkommen des Onlinehandels verschlafen habe und zu wenig Einkaufserlebnis und Beratung biete.

Der Handelsexperte Gerrit Heinemann von der Hochschule Niederrhein lehnte weitere Hilfen für Galeria kategorisch ab: «Wenn ein Unternehmen drei Mal hintereinander Staatshilfe beantragen muss, zeigt das, dass der Laden nicht zu retten ist. Das ganze Konzept des Warenhauses hat sich überlebt und man sollte es beerdigen.» Die Auswirkungen eines solchen Schrittes auf die Innenstädte würden überschätzt. «Die Bedeutung der Warenhäuser für die Kundenströme ist in den vergangenen Jahren drastisch geschrumpft. Deshalb sollten sich Politiker nicht mit der Drohung von Ladenschließungen erpressen lassen.»

Das sehen allerdings nicht alle so. Der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, mahnte angesichts des neuerlichen Hilferufes von Galeria: «Kaufhäuser sind und bleiben einer der zentralen Frequenzbringer in unseren Innenstädten. Unternehmen mit einer so großen Bedeutung für alle umliegenden Geschäfte, Gastronomiebetriebe, Einrichtungen und die gesamte Stadtgemeinschaft sind für unsere Innenstädte wichtig.»

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund (DStGB) zeigte sich denn auch für weitere Staatshilfen aufgeschlossen. «Die Kaufhäuser haben in vielen Innenstädten eine Ankerfunktion,» betonte der Beigeordnete für Stadtentwicklung und Umwelt des DStGB, Bernd Düsterdiek. Sie seien elementar wichtig für das innerstädtische Leben. Gerade angesichts der nach wie vor spürbaren Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die Stadtzentren sei es unklug, ihre Existenz aufs Spiel zu setzen. Voraussetzung für weitere staatliche Hilfen müsse aber sein, dass Galeria ein zukunftsfähiges Konzept vorlege, sagte Düsterdiek. «Ein weiter so und immer mehr Geld reinpumpen, kann es tatsächlich nicht geben.»

Von Erich Reimann und Andreas Hoenig, dpa