Audi-Chef Markus Duesmann hat sich in der aktuellen Krise offen für Maßnahmen wie autofreie Tage und Tempolimits gezeigt. «Um uns in Deutschland besser einzustimmen auf die Lage und die Notwendigkeit des Sparens, könnte es wieder autofreie Tage geben, so wie in den 1970er Jahren», sagte er der «Süddeutschen Zeitung» (Mittwoch). Auch ein Tempolimit könne ein hilfreiches Symbol sein.
«Wir müssen umdenken, uns klar werden, dass sich unser Leben ändert.» Geld «als einziger Regler» reiche für die aktuelle außergewöhnliche Situation nicht aus.
Sollte es autofreie Tage geben, würde Duesmann sie auch privat nutzen, sagte er: «Wenn es ein Sonntag ist, werde ich mit meinem Rennrad über die gesperrte Autobahn fahren.»
Sinkende Verkäufe in Europa erwartet
Derweil sieht Audi «erste Zeichen» für einen Rückgang der Bestellungen in Europa. Noch müsse Audi seine Prognosen nicht senken, sagte Duesmann. «Aber da kommt was auf uns zu, wir können nichts ausschließen.» Auch im Führungskreis werde das so diskutiert. «Ich neige nicht zur Sorge. Aber die aktuelle Situation beschäftigt mich schon.»
Weil die Corona-Pandemie, fehlende Halbleiter und Verzögerungen in den Lieferketten die Autoproduktion lange gebremst hatten, haben sich die Auftragsbücher gefüllt. Der Audi-Chef sagte: «Im Moment kommen wir ja nicht mit der Produktion hinterher, aber wie sieht es in einem Jahr aus?» Ein langer Krieg beunruhige die Menschen, sie halten sich Kaufentscheidungen zurück. Zur hohen Inflation könnte eine Rezession kommen.
«Andere Marken im Konzern können gegebenenfalls einige Jahre länger als geplant Verbrennerautos produzieren, wenn die Energielage in den kommenden Jahren so bleibt», sagte Duesmann, der auch dem Volkswagen-Konzernvorstand angehört. Audi aber wolle wie angekündigt ab 2033 nur noch in China Verbrenner bauen, sonst nur noch Elektroautos. «Der Strompreis in Deutschland und in Europa mag jetzt gestiegen sein, aber wir werden unsere Strategie deshalb nicht anpassen», sagte der Audi-Chef.
VDA gegen Fahrverbote
Der Verband der Automobilindustrie (VDA), dem Audi angehört, ist anderer Meinung: «Fahrverbote als Reaktion auf steigende Energiepreise wie in den 70er Jahren lehnen wir ab», sagte seine Präsidentin Hildegard Müller. Die Menschen wüssten selbst, wie man klug spare. «Das Fahrverhalten hat sich in den letzten Monaten bereits entsprechend entwickelt.» Zudem solle weiter an einer situationsangepassten Geschwindigkeitsregulierung gearbeitet werden. Es gelte «Eigenverantwortung zu fördern statt mit Verboten und Belehrungen abzuschrecken».
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