24. November 2024

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Banken sehen sich für Krisen gut gerüstet

Die Zeiten sind unruhig. Anders als in der Finanzmarktkrise vor mehr als zehn Jahren wollen Banken dieses Mal bei der Lösung helfen. Die Branche sieht sich auch für wachsende Risiken gut vorbereitet.

Aufseher und Bankenvertreter haben in der aktuellen Krise die Stärke des Bankensystems in Deutschland und Europa betont. «Die allgemeine Einschätzung des Sektors ist positiv», sagte der für Bankenaufsicht zuständige Vorstand der Deutschen Bundesbank, Joachim Wuermeling, bei der Auftaktkonferenz der «Euro Finance Week» in Frankfurt. Die Summe der aktuellen Herausforderungen erfordere jedoch, vorsichtig zu sein. «Wir sollten auf ungünstige Szenarien vorbereitet sein», mahnte Wuermeling.

Der Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin), Mark Branson, forderte die Geldhäuser auf, das Thema Risikovorsorge nicht zu unterschätzen. Viele Banken hätten im ersten Halbjahr des laufenden Jahres gut verdient und seien nun gefordert, so viel wie möglich für schlechtere Zeiten auf die Seite zu legen.

Forderungen aus der Branche nach einer Rücknahme der Anfang 2022 eingeführten zusätzlichen Kapitalpuffer erteilte Branson eine Absage: «Jetzt wäre sicher nicht der richtige Zeitpunkt. Diese beiden Puffer sind ein Beitrag dazu, die Widerstandskraft der Banken zu erhöhen.» Konkret war den Banken Anfang 2022 aufgetragen worden, den sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer für Krisenzeiten wieder aufzustocken. Zusätzlich wurde ein neuer Puffer eingeführt, der Wohnimmobilien-Kredite absichert.

EZB: «Wenn man nach vorne schaut, ist Vorsicht geboten»

Ähnlich argumentierte der Chef der Bankenaufsicht der Europäischen Zentralbank (EZB), Andrea Enria: «Wenn man jetzt eine Momentaufnahme macht, sieht alles glänzend und stolz aus. Aber wenn man nach vorne schaut, ist Vorsicht geboten.» Der Konjunkturabschwung, die extrem schnelle Wende hin zu höheren Zinsen und eine steigende Gefahr von Kreditausfällen könnten die Branche zunehmend unter Druck setzen.

Die Vize-Chefin der Commerzbank, Bettina Orlopp, erklärte mit Blick auf die Finanzbranche: «Die Lage ist besser als die Stimmung.» Viele Banken hätten die vergangenen Jahre genutzt, um sich besser für Krisen zu wappnen. Der Deutschland-Chef der BNP Paribas, Lutz Diederichs, sagte: «Man muss sich keine Sorgen um den deutschen Bankenmarkt und die Finanzierungsfähigkeit des deutschen Bankenmarktes machen.»

«Keine Finanzkrise herbeireden»

Der Vorstandsvorsitzende der staatlichen Förderbank KfW, Stefan Wintels, betonte die Stärke des deutschen Bankensystems: «Wir sollten keine Finanzkrise herbeireden, die Resilienz ist enorm.» Wintels erklärte zugleich, die aktuelle Lage mit extrem hoher Inflation, teurer Energie und drohender Rezession sei eine unglaublich schwierige Situation für viele Menschen und viele Unternehmen in Deutschland. «Das müssen wir ernstnehmen.» Der KfW-Chef mahnte: «Wir dürfen es nicht erlauben, dass die Ränder davon profitieren, indem wir viele Menschen alleine lassen in dieser schwierigen Situation.»

Deutschland habe als Volkswirtschaft jedoch die Mittel, um die Wirtschaft umzubauen, betonte Wintels. «Ich würde mir wünschen, dass wir bei aller Krisenbewältigung immer wieder auch Kraft haben, die Transformation mitzudenken. Wir werden aus dieser Krise nur durch Investitionen kommen und nicht, indem wir Dinge kurzfristig heilen.»

Der Co-Chef der DZ Bank, Cornelius Riese, warb ebenfalls für Optimismus: «Eines sollte man wirklich nie unterschätzen: Das ist die Anpassungsfähigkeit und das ist die Widerstandsfähigkeit des deutschen Mittelstandes.» Wenn Kommentatoren angesichts der konjunkturellen Lage zu dem Schluss kämen, Deutschland werde wieder zum «kranken Mann» Europas, werde sich «der eine oder andere noch wundern, wie schnell dieser kranke Mann (…) tatsächlich laufen kann», sagte Riese.