Mit dem Verkauf des Kreuzfahrtschiffes «Global Dream» an den Disney-Konzern ist laut dem Insolvenzverwalter der MV-Werften ein wesentlicher Teil seiner Arbeit abgeschlossen. «Die Global One wird hier in Wismar für Disney Cruises zu Ende gebaut», sagte Christoph Morgen am Donnerstag auf der Werft. Der Verkauf des zu 75 Prozent fertiggestellten Kreuzfahrtschiffs aus der Insolvenzmasse der MV Werften war zuvor mehrmals gescheitert.
Kauf sichert Beschäftigung
Sowohl Morgen, der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Meyer (SPD), als auch Henning Groskreutz von der IG Metall beschrieben den am Dienstag vollzogenen Abschluss als Brücke für den Schiffbau-Standort Wismar. Dieser und der damit verbundene Fertigbau unter Leitung der Papenburger Meyer-Werft am Standort Wismar sollen möglichst vielen der noch rund 900 Beschäftigten in der Transfergesellschaft eine mittelfristige berufliche Perspektive ermöglichen.
Wie viele ehemalige Mitarbeiter der MV Werften hierfür übernommen werden, ist noch nicht klar. «Mehrere Hundert», hieß es. Dies hängt laut dem Geschäftsführer der Meyer-Werft, Bernard Meyer, von den genauen Umbauplanungen ab, gleiches gilt für den Beginn des Weiterbaus. Damit die Brücke auch lang genug ist, hat die Landesregierung bereits angekündigt, die Transfergesellschaft bis Ende Januar 2023 zu verlängern.
Bisher ist das Vorhaben lediglich grob umrissen: Bis Ende 2024 oder Anfang 2025 soll das auch unter dem Namen «Global One» bekannte Schiff auf ein Familienkonzept umgerüstet werden – das noch vom ursprünglichen Auftraggeber – dem chinesischen Konzern Genting Hongkong – geplante Casino fällt damit weg. Disney will zudem den Antrieb von Schweröl auf Methanol umbauen lassen.
Deutlich geringere Kapazität
Der amerikanische Unterhaltungskonzern aus Burbank in Kalifornien geht einem Blogeintrag zufolge von einer Endkapazität von rund 6000 Passagieren bei etwa 2300 Besatzungsmitgliedern aus, die auf dem 342 Meter langen und 46 Meter breiten Schiff mit seinen 20 Decks Platz finden sollen. Das sind deutlich weniger als die einst angestrebten 9500 Gäste. Wie der Geschäftsführer der Meyer-Werft am Donnerstag berichtete, habe Genting mit deutlich mehr Passagieren pro Kabine kalkuliert.
Ist das Schiff fertig, will der neue Eigner der Werft in Wismar, der U-Boot-Bauer Thyssenkrupp-Marine-Systems (TKMS), mit seiner Produktion starten. Morgen hat das Werftgelände bis Ende 2023 zurückgemietet, man sei jedoch in Verhandlungen, diesen Zeitraum noch zu verlängern. Er hofft insgesamt auf einem nahtlosen Übergang für die Beschäftigten.
Durch den Verkauf ist das Risiko einer Verschrottung vom Tisch, doch nicht alle Risiken sind verschwunden, besonders nicht für das Land Mecklenburg-Vorpommern. Die Landesregierung hat Bürgschaften für den Bau des Schiffs übernommen, im schlimmsten Fall könnten Kosten von bis zu 301 Millionen Euro anfallen. «Das wird dann am Ende des Insolvenzverfahrens abzurechnen sein», stellte der Wirtschaftsminister klar. Die maritime Koordinatorin der Bundesregierung, Claudia Müller (Grüne), fügte an, dass der Bund zudem eine Exportkreditfinanzierung übernommen hatte, dies sei jedoch im Schiffbau üblich.
Verkauf trotz Risiken ein Erfolg
Trotz der bleibenden Risiken ist der Verkauf aus Sicht des Geschäftsführers der Meyer-Werft ein Erfolg. Die Nachricht der Insolvenz der MV-Werften sei wie eine Welle durch das Schiffbau-Netzwerk gelaufen, schilderte er. Aufgrund des hohen Vernetzungsgrads der Branche mit ihren vielen Zulieferern sei hierdurch die gesamte maritime Industrie infrage gestellt worden. Meyer habe sich daher selbst intensiv darum bemüht, einen Weiterbau zu ermöglichen.
Auch beim Betriebsrat der MV-Werften zeigte man sich am Donnerstag rundum zufrieden, obwohl noch nicht klar ist, wie viele Hände für den Fertigbau gebraucht werden. «Was Herr Morgen hier geleistet hat, ist gar nicht hoch genug einzuschätzen», lobte Betriebsratsvorsitzende Ines Scheel. Henning Groskreuz von der IG Metall sieht eine zügige Planung als den nun wichtigsten Punkt für die Beschäftigten an, damit schnell klar sei, wer für den Fertigbau gebraucht wird. Doch auch für den Rest sieht er gute Perspektiven etwa im Bereich Minenräumung oder beim Plattformbau für die Offshore-Windkraftindustrie.
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