24. November 2024

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LNG auf Zielgerade – Erstes Spezialschiff in Deutschland

Auch mit Hilfe von LNG will Deutschland einen Gasmangel verhindern. Dazu setzt es zunächst auf Spezialschiffe als schwimmende Terminals. Das erste dieser Schiffe ist nun angekommen.

Deutschlands Einstieg in den Import von Flüssigerdgas (LNG) wird langsam, aber stetig im Novembernebel über der Ostsee sichtbar. Am Mittwoch kam mit der «Neptune» das erste Spezialschiff zur Umwandlung von LNG in den gasförmigen Zustand in einem deutschen Hafen an – zu einem Zwischenstopp auf der Insel Rügen. Ab Dezember soll es auf dem Festland in Lubmin bei Greifswald als schwimmendes Terminal zum Einsatz kommen.

Auch im niedersächsischen Wilhelmshaven und in Brunsbüttel in Schleswig-Holstein sollen Schwimmterminals noch in diesem Jahr an den Start gehen. Spätestens mit der Ankunft der 280 Meter langen «Neptune» im Hafen von Mukran befindet sich das für Lubmin geplante Terminal auf der Zielgeraden. In der vergangenen Woche erteilte die Bundesnetzagentur wie zuvor für andere Terminals eine Ausnahmegenehmigung, so dass die Anlage von bestimmten Vorschriften befreit ist. Die EU-Kommission muss noch zustimmen.

Ehrgeiziger Zeitplan

Bis diese Zustimmung vorliegt, soll das Schiff der Betreiberfirma Deutsche Regas zufolge in Mukran bleiben. Hier soll etwa Reservetreibstoff abgepumpt werden, damit es durch den relativ flachen Greifswalder Bodden nach Lubmin kommt. Es handelt sich bei dem Schiff um das größte, das den Hafen von Mukran je angefahren ist.

Eigentlich war geplant, dass das Terminal schon am 1. Dezember betriebsbereit ist. Das wäre laut Deutscher Regas rein technisch immer noch möglich. Man habe mit dem ehrgeizigen Zeitplan die Mitarbeiter motivieren wollen. «Es hat geklappt», sagte Aufsichtsratschef Stephan Knabe am Mittwoch.

Über das Terminal sollen jährlich bis zu 5,2 Milliarden Kubikmeter Erdgas in die durch Lubmin verlaufenden Gasleitungen eingespeist werden können. Über die mittlerweile stark beschädigte deutsch-russische Ostsee-Pipeline Nord Stream 1, die ebenfalls in Lubmin ankommt, kamen im vergangenen Jahr knapp 60 Milliarden Kubikmeter. Dennoch reiche die Menge für die Versorgung von etwa zwei Millionen Haushalten, sagte Knabe.

Privat finanziertes Projekt

Auch weil zumindest auf direktem Weg kein Pipeline-Gas mehr aus Russland kommt, muss sich Deutschland Alternativen suchen und setzt unter anderem auf LNG-Terminals. Im Gegensatz zu anderen geplanten Standorten wurde die «Neptune» nicht vom Bund gemietet. Es handelt sich laut Deutscher Regas um ein rein privat finanziertes Projekt.

Das Schiff lief am Mittwoch unter hohen Sicherheitsvorkehrungen ein. In Mukran war die Polizei unter anderem mit Schlauchbooten und Tauchern präsent. Zuvor war sie von der «Bamberg», einem Schiff der Küstenwache, begleitet worden.

Das Schiff war nach Angaben des französischen Energieriesens Total, der es vermietet, in der Vergangenheit als LNG-Transporter im Einsatz. Es handelt sich um eine sogenannte FSRU (Floating Storage and Regasification Unit), die das LNG nicht nur speichern, sondern auch erwärmen und wieder gasförmig machen kann. Im Lubminer Industriehafen soll sie über kleinere Shuttle-Schiffe versorgt werden, die durch den Greifswalder Bodden fahren. Diese sollen die Fracht von einem auf der Ostsee liegenden Speicherschiff abnehmen, das wiederum von Tankern beliefert werden soll. Eine Genehmigung vom zuständigen Landesamt steht noch aus. Bis Montag können noch Einwände abgegeben werden.

Von Christopher Hirsch, dpa