Mit einem überraschenden Strategiewechsel hat die japanische Zentralbank Schockwellen durch die Märkte geschickt. Die Bank of Japan (BoJ) entschied nach zweitägiger Sitzung, die Spanne, in der sich die langfristige Anleiherendite bewegt, zu lockern. Das wurde an den Märkten als erster Schritt hin zu einer Straffung der geldpolitischen Zügel gewertet. Bis zu diesem Tag hatte die BoJ stets betont, als einzige große Zentralbank der Welt ihre Strategie der extrem lockeren Geldpolitik und Stützung der heimischen Nachfrage beizubehalten.
Die BOJ hielt zwar an ihrem Programm fest, die Kreditkosten auf einem Tiefststand zu halten. Sie beschloss jedoch, die Renditen zehnjähriger japanischer Staatsanleihen zwischen minus 0,5 Prozent und 0,5 Prozent zuzulassen. Das liegt über der aktuellen Spanne von minus 0,25 Prozent und 0,25 Prozent. Die Entscheidung überraschte selbst Ökonomen. In Reaktion darauf gab der Nikkei-Index an Tokios Börse stark nach, während der Yen zum Dollar deutlich anzog.
Der Schritt der BoJ bedeutet nach Einschätzung von Ökonomen, dass die Kreditzinsen für Unternehmen und Haushalte ansteigen werden und die Zentralbank in Zukunft weniger Regierungsanleihen in den Märkten kaufen wird. Die BoJ hält über 50 Prozent der Regierungsanleihen.
Es sei ein «erster Schritt zu einem Politikwechsel weg von extrem niedrigen Zinssätzen und hin zu einer ausgewogeneren Politik, die auch die deutlich angezogenen Preise und den extrem schwachen Yen mit einbezieht», erklärte Martin Schulz, Chefökonom beim japanischen Technologiekonzern Fujitsu, den überraschenden Schritt der BoJ.
Angesichts der international anziehenden Inflation und des inzwischen extrem schwachen Yen versuche die Geldpolitik jetzt diese Herausforderung «ausgewogener» und mit langfristig wieder höheren Zinsen anzugehen. Dies stellt die Regierung von Ministerpräsident Fumio Kishida vor die neue Herausforderung, über höhere Steuern zur Finanzierung ihrer Ausgaben nachzudenken. Auch die Unternehmen werden sich in Zukunft auf billiges Geld nicht mehr verlassen können. Nach Einschätzung von Ökonomen müssen sie nun verstärkt in ihre Wettbewerbsfähigkeit zum Beispiel durch Digitalisierung investieren.
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