Nach dem höchsten Gewinn seit 15 Jahren peilt die Deutsche Bank weiteres Wachstum an. «Wir wollen und wir werden uns Jahr für Jahr verbessern. Und das gilt auch für 2023: Der Januar hat uns in dieser Zuversicht absolut bestärkt», sagte Vorstandschef Christian Sewing am Donnerstag bei der Bilanzvorlage in Frankfurt.
Der Vorstand erwartet für das laufende Jahr steigende Erträge sowie stabile Kosten und Risikovorsorge. «Zusammengenommen stünde damit auch am Ende dieses Jahres wieder einmal ein höherer Vorsteuergewinn», sagte Sewing. Die Deutsche Bank sei «auf einem absoluten Wachstumskurs», betonte der Konzernchef.
Im vergangenen Jahr legte der Vorsteuergewinn der Deutschen Bank um 65 Prozent auf rund 5,6 Milliarden Euro zu. Der Überschuss hat sich zum Vorjahr auf rund 5,7 Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Die Bank profitierte dabei von einer einmaligen Steuergutschrift in Höhe von 1,4 Milliarden Euro. Nach Abzug von Zinszahlungen an Inhaber nachrangiger Anleihen bleibt für die Aktionäre etwas mehr als 5,0 Milliarden Euro Gewinn nach 1,9 Milliarden Euro ein Jahr zuvor.
Sewing: Sind profitabler, diversifizierter und effizienter
In den Zeiten vor der Finanzkrise 2008/2009 waren Milliardengewinne nichts Besonderes. In ihrem Rekordjahr 2007 erzielte die Deutsche Bank einen Vorsteuergewinn von mehr als 8,7 Milliarden Euro und rund 6,5 Milliarden Euro Überschuss. Doch Deutschlands größtes Geldhaus musste die Bilanz nach der großen Krise kräftig aufräumen und machte bis einschließlich 2019 fünf Jahre in Folge Verluste.
Im Sommer 2019 leitete Sewing eine grundlegende Neuaufstellung ein: Das Investmentbanking wurde gestutzt, der weltweite Aktienhandel beendet, die Integration der Postbank ins Privatkundengeschäft vorangetrieben. «Die Transformation der Deutschen Bank in den vergangenen dreieinhalb Jahren war ein Erfolg», bilanzierte Sewing nun. «Indem wir uns auf unsere Stärken konzentriert haben, sind wir deutlich profitabler, diversifizierter und effizienter geworden.»
Im vergangenen Jahr lief es vor allem im Geschäft mit Privatkunden und Unternehmen gut. Die Unternehmensbank konnte ihren Vorsteuergewinn auf 2,1 Milliarden Euro mehr als verdoppeln. Die Privatkundenbank verdiente mit 2 Milliarden Euro sogar mehr als fünfmal so viel wie ein Jahr zuvor. Damit warfen die beiden Segmente zusammen mehr ab als die Investmentbank, von deren Erfolg die Deutsche Bank lange Zeit abhängig gewesen war. 2022 ging der Gewinn der Investmentbank um sechs Prozent auf 3,5 Milliarden Euro zurück.
Zinsen beflügeln das Geschäft
Wie bei anderen Instituten auch half die Zinswende dem Geschäft auf die Sprünge. Banken verdienen zum Beispiel wieder mehr an Krediten. Im vierten Quartal hat sich der Vorsteuergewinn der Deutschen Bank binnen Jahresfrist mehr als verneunfacht: auf 775 Millionen Euro. Unter dem Strich standen für den Oktober bis Dezember 1,8 Milliarden Euro in den Büchern nach 145 Millionen Euro ein Jahr zuvor.
Nachdem die Deutsche Bank ihre Erträge – also die gesamten Einnahmen – im vergangenen Jahr auch dank der gestiegenen Zinsen um sieben Prozent auf 27,2 Milliarden Euro gesteigert hatte, geht Finanzvorstand James von Moltke für dieses Jahr von einem weiteren Anstieg auf 28 Milliarden bis 29 Milliarden Euro aus.
Unterdessen fürchtet der Vorstand 2023 kaum mehr Kreditausfälle als im vergangenen Jahr – trotz der schwierigen Wirtschaftslage infolge des russischen Angriffskriegs in der Ukraine und der hohen Inflation. Im vergangenen Jahr legte die Deutsche Bank gut 1,2 Milliarden Euro für drohende Kreditausfälle zurück und damit mehr als doppelt so viel wie 2021. Dies entsprach einer Quote von 0,25 Prozent des Kreditvolumens. Einen ähnlichen Wert erwartet Finanzvorstand James von Moltke auch für das laufende Jahr.
Dividende steigt
Selbst das von Analysten lange angezweifelte Renditeziel für das Gesamtjahr 2022 übertraf die Bank: Die Nachsteuerrendite auf das materielle Eigenkapital verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahr von 3,8 auf 9,4 Prozent – angestrebt waren acht Prozent. Ohne den positiven Steuereffekt hätte der Vorstand dieses Ziel aber verfehlt.
Die Aktionäre des Dax-Konzerns sollen am Erfolg teilhaben: Nach 20 Cent Dividende je Aktie für das Geschäftsjahr 2021 soll es für das abgelaufene Jahr 30 Cent geben. Dem Vorstand sei klar, «dass eine Dividende in dieser Höhe nur ein Zwischenschritt ist», sagte Sewing.
An der Börse wurden die Nachrichten am Donnerstag jedoch mit Enttäuschung aufgenommen: Die Deutsche-Bank-Aktie verlor am Vormittag zeitweise mehr als fünf Prozent und war damit Schlusslicht im Deutschen Aktienindex.
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