Die Deutsche Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) haben am späten Dienstagnachmittag die Verhandlungen im laufenden Tarifstreit wieder aufgenommen. «Wir sind in dieser Runde, und das ist ein klares Signal an die Gewerkschaft, vorbereitet für ein Angebot», sagte Bahn-Personalvorstand Martin Seiler kurz vor dem Treffen in Berlin. Das Angebot werde «auf Lohn fokussiert sein, aber wir werden auch was zur Mindestlohnthematik ausführen». Für die Verhandlungen sind Dienstag und Mittwoch angesetzt.
«Unsere Erwartungshaltung ist nicht zu hoch», betonte EVG-Tarifvorständin Cosima Ingenschay. «Was uns ja wichtig ist, sind die Themen Mindestlohn und Struktur.» Darunter falle etwa die unterschiedliche Bezahlung in Ost und West.
Noch keine konkreten Warnstreikpläne
Die EVG-Mitglieder hätten auf einer Demonstration in Berlin an diesem Dienstag ihre Bereitschaft zum Warnstreik deutlich gemacht, sollte nun kein Angebot kommen, sagte Ingenschay. «Aber konkrete Pläne machen wir nur dann, wenn wir wirklich zum letzten Mittel greifen müssen.» Spekulationen, wonach die EVG gemeinsam mit der Gewerkschaft Verdi konkrete Warnstreikpläne für den 27. März hat, bestätigte Ingenschay erneut nicht.
Neben der Bahn verhandelt die EVG zeitgleich mit rund 50 weiteren Eisenbahn-Verkehrsunternehmen. Sie fordert bei allen Unternehmen mindestens 650 Euro mehr Lohn. Bei den höheren Entgelten will sie eine Steigerung um zwölf Prozent erreichen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem fordert sie einige strukturelle Veränderungen in den Tarifverträgen.
Die Bahn hatte die Forderungen als deutlich zu hoch zurückgewiesen. Die erste Verhandlungsrunde in Fulda war Ende Februar nach nur zwei Stunden unterbrochen worden.
Auseinandergehende Forderungen
Die EVG fordert von den Arbeitgebern ein Angebot, bevor über konkrete Inhalte verhandelt werden könne. Die bundeseigene Bahn hatte ein Angebot für die Verhandlungsrunde ab diesem Dienstag in Aussicht gestellt. Gleichzeitig pocht sie darauf, zunächst über die Forderungen zu sprechen. «Natürlich erwarten wir von der EVG jetzt, in eine inhaltliche Diskussion einzusteigen», betonte Bahnvorstand Seiler. «Unsere Mitarbeitenden aber auch die Fahrgäste haben einen Anspruch darauf, dass wir sehr schnell und zügig zu tragfähigen Ergebnissen kommen.»
Ein Knackpunkt ist aus Gewerkschaftssicht der gesetzliche Mindestlohn. Dieser wird nach Darstellung der EVG derzeit bei einigen tausend Beschäftigten nur dank Zulagen eingehalten, sei bislang aber nicht in der Einkommenstabelle enthalten. Die Mindestlohnthematik sei auch in dem Gesamtangebot enthalten, das die Bahn am Dienstag im Gepäck habe, hieß es bereits vergangene Woche vonseiten des Konzerns.
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