Deutschlands größter Immobilienkonzern Vonovia hat im vergangenen Jahr von der Übernahme der Deutsche Wohnen und höheren Mieteinnahmen profitiert. Umsatz und operatives Ergebnis legten kräftig zu. Unter dem Strich stand aber ein dickes Minus.
Die Dividende will das Unternehmen nun deutlich kürzen. Das Management werde der Hauptversammlung eine Dividende von 85 Cent je Aktie vorschlagen, teilte das Unternehmen am Donnerstag nach Börsenschluss mit. Ein Jahr zuvor hatte der Konzern noch 1,66 Euro ausgeschüttet.
Die Aktie fiel am Freitag auf ein weiteres Tief seit Oktober. Seit Anfang Februar hat das Papier rund ein Drittel an Wert verloren. Derzeit erschweren steigende Zinsen und die Inflation massiv das Umfeld für die stark kreditfinanzierte Immobilienbranche.
Die Dividendenkürzung ist nach Ansicht des Deutschen Mieterbundes NRW für Mieter «kein Grund zur Freude, denn eine Entlastung für sie ist damit nicht verbunden». Die Kürzung zeige nur, «wie anfällig die Geschäftsmodelle der Wohnungskonzerne sind und dass Wohnungen nicht an die Börse gehören», teilte der Verband in Düsseldorf mit.
Marktumfeld «herausfordernd»
Für dieses Jahr zeigt sich Vonovia weiterhin vorsichtig. Die Nachfrage nach Wohnungen werde auch 2023 steigen, das Marktumfeld bleibe aber herausfordernd, sagte Vorstandchef Rolf Buch. Im laufenden Jahr soll der Umsatz auf 6,40 bis 7,20 Milliarden Euro steigen. Für das operative Ergebnis (FFO) peilt das Management 1,75 bis 1,95 Milliarden Euro an. 2022 hatte der operative Gewinn vor allem dank der Übernahme von Deutsche Wohnen im Jahresvergleich um ein Fünftel auf 2,04 Milliarden Euro zugelegt.
Die Miete stieg per Ende Dezember konzernweit im Schnitt auf 7,49 Euro pro Quadratmeter – das waren auf vergleichbarer Basis 3,3 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Zum Zuwachs trugen vor allem modernisierte Wohnungen bei, auch weil die Kosten für energetische Sanierungen wie etwa Wärmedämmung sowie der Austausch alter Heizungsanlagen und Fenster in Deutschland teilweise auf die Miete umgelegt werden können. Es gebe kaum Leerstand und nahezu keine Mietausfälle, sagte Buch.
Der Umsatz kletterte im vergangenen Jahr um knapp ein Fünftel auf 6,26 Milliarden Euro. Unter dem Strich wies Vonovia einen Verlust von 669 Millionen Euro aus nach einem Gewinn von gut 2,4 Milliarden Euro ein Jahr zuvor. Buch begründete den Fehlbetrag mit Abschreibungen auf das Immobilienportfolio, auf das Projektentwicklungsgeschäft sowie auf die Pflegetochter in Höhe von insgesamt knapp 1,3 Milliarden Euro.
Wachstum durch Zukauf
Vonovia wuchs in den vergangenen Jahren der Niedrigzinsphase vor allem über Zukäufe im In- und Ausland kräftig. Dazu profitierte der Konzern von steigenden Mieten in den Großstädten und Neubauten. 2021 glückte Vonovia die Übernahme von Deutschlands zweitgrößtem Vermieter Deutsche Wohnen. Im vorigen Jahr wurde Vonovia zudem größter Aktionär beim Branchenrivalen Adler Group, der in schweres Fahrwasser geraten war. Insgesamt besitzt Vonovia als Europas größtes privates Wohnungsunternehmen knapp 550.000 Wohnungen in Deutschland, Schweden und Österreich.
Aufgrund der kräftig gestiegenen Bau- und Finanzierungskosten plant Vonovia vorerst keine neuen Bauvorhaben. Die sich bereits im Bau befindenden Projekte sollen aber zu Ende gebracht werden. 2023 werde Vonovia 3450 Wohnungen fertigstellen, sagte Buch. «Neubau, der zu vertretbaren Mietpreisen führt, ist in der aktuellen Situation einfach wirtschaftlich nicht möglich», fügte er hinzu. Aktuell befänden sich insgesamt knapp 10.000 Wohnungen im Bau.
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