Nach Einschätzung von Bauexperten könnten mit einer stärker industrialisierten Bauweise Wohnhäuser deutlich schneller und mit spürbar geringeren Kosten errichtet werden. Der Hebel dafür sei das Bauen in Serie mit vorgefertigten Bauteilen und digitaler Prozessoptimierung, heißt es in einer Studie der Strategieberatung EY-Parthenon und des BayWa-Konzerns, die der dpa am Sonntag vorlag.
«Das Bauen der Zukunft muss deutlich digitaler, standardisierter und damit kosteneffizienter werden», sagt BayWa-Manager Steffen Mechter. «Indem wir jedes Gebäude wie bisher von Grund auf neu planen und neu bauen, verschwenden wir vorhandene Ressourcen.»
Kaum eine Branche unterliege so strengen gesetzlichen Vorgaben wie die deutsche Baubranche. Zudem seien sehr viele Akteure und Gewerke an einem Bauprojekt beteiligt und fast jedes Gebäude ein individuelles Einzelstück. Der wirkungsvollste Hebel für mehr Produktivität ist laut Studie die industrielle Vorfertigung.
Bauzeit könnte verkürzt werden
Wenn Arbeitsschritte von der Baustelle in eine Fabrik verlagert und dort Bauteile automatisiert erstellt würden, würde das Bauen unabhängiger vom Wetter, einfacher und schneller. Das reiche vom Einsatz vormontierter Baugruppen bis zu vorab komplett ausgestatteten Raummodulen inklusive technischer Ausstattung. Bei einem Mehrfamilienhaus mit 25 Wohnungen etwa ließen sich so 15 Prozent der Kosten sparen, sagte Björn Reineke, Unternehmensberater bei EY-Parthenon. Die Verlagerung eines Teils der Wertschöpfung in die Werkshalle könne die Bauzeit um 30 Prozent verkürzen.
Nachträgliche Plananpassungen führten oft zu neuem Abstimmungsbedarf zwischen den Gewerken, zu Verzögerungen und Mehrkosten. Bessere Planung mit digitaler Prozessoptimierung könnte einen Bau mehrere Monate beschleunigen und beim Bau eines Mehrfamilienhauses die Gesamtkosten signifikant senken.
Der dritte Hebel sei es, Ein- oder Mehrfamilienhäuser in einer Siedlung in Serie zu bauen. Individuelle Abweichungen sei nur begrenzt möglich. Der Planungsaufwand sei geringer, der Einkauf großer Materialmengen günstiger, sagte Strategieberater Reineke.
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