Wenn der Mittagshunger kommt, zieht es Millionen Menschen in Kantinen und Mensen – in der Firma, in Schulen oder Kitas. Renner sind oft Currywurst und Spaghetti Bolognese. Nach Plänen der Bundesregierung sollen insgesamt auch mehr regionale und nachhaltig erzeugte Lebensmittel ins Speisenangebot kommen. Den Bio-Anteil in der jeweiligen Küche sollen Gäste dafür bald an einem neuen Logo erkennen können, und zwar in den Medaillenfarben Gold, Silber und Bronze. Ernährungsminister Cem Özdemir setzt auf einen entscheidenden Nachfrageschub für den Ausbau der Öko-Landwirtschaft.
Der Grünen-Politiker sagte nach der Kabinettssitzung in Berlin, die Gemeinschaftsverpflegung mit täglich 17 Millionen Gästen habe «ein Riesenpotenzial», Jung und Alt mit gesundem, nahrhaftem und nachhaltigem Essen zu versorgen – etwa auch in Seniorenheimen, Kliniken oder 244 Küchen der Bundeswehr. Da mache es natürlich einen großen Unterschied, das Speisenangebot regionaler, stärker saisonal und pflanzenbasiert sowie mit einem höheren Bio-Anteil auszurichten.
Neues Logo
Der Verordnungsentwurf, den Özdemir dem Kabinett vorlegte, sieht dafür Erleichterungen für Anbieter der Außer-Haus-Verpflegung vor, an einer Bio-Zertifizierung von Produkten und Zutaten teilzunehmen. Neu sei, dass nicht nur die Bio-Zutaten eines Gerichtes nach EU-Regeln gekennzeichnet werden – also Möhren, Kartoffeln oder die Currywurst, erläuterte der Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft. Künftig soll auch zu erkennen sein, wie es in der Großküche jeweils insgesamt mit dem Bio-Anteil aussieht. Mit dem neuen Logo könnten Anbieter ihren Einsatz für eine nachhaltige Verpflegung «freiwillig, einfach und überprüfbar kennzeichnen und so für sich werben», sagte Özdemir.
Kommen soll dafür ein kreisrundes Logo. Darauf zu sehen sind rechts ein Messer und eine Gabel und links der «Bio-Anteil» in Prozent, und zwar bemessen am Geldwert des gesamten Wareneinkaufs eines Betriebs im Schnitt der zurückliegenden zwölf Monate. Für das Logo in Gold müssen es 90 bis 100 Prozent bio sein, bei Silber 50 bis 89 Prozent und bei Bronze 20 bis 49 Prozent. Die Betreiber sollen den Bio-Anteil berechnen und monatlich aktualisieren. Geplant sind auch Kontrollen. Die Verordnung muss noch in den Bundesrat, voraussichtlich im Sommer.
Öko-Flächenanteil von 30 Prozent als Ziel
Die Neuregelungen für Kantinen und Co. sollen den deutschen Biomarkt auch insgesamt ankurbeln. Denn erklärtes Ziel der Ampel-Koalition ist ein Öko-Flächenanteil von 30 Prozent schon bis 2030. Nach jüngsten Daten für 2021 waren es zuletzt 10,9 Prozent der gesamten Agrarfläche nach 10,3 Prozent Ende 2020. Bio wirtschaften inzwischen 14 Prozent aller Höfe. Um die Umstellung stärker zu stimulieren, soll also auch eine größere und verlässliche Absatzperspektive für die Bauern her.
Özdemir baut trotz eines Dämpfers in der hohen Inflation auf eine generell robuste Bio-Nachfrage – auch wenn Öko-Produkte meist teurer herzustellen sind. Das müsse mehr Bio in Kantinen aber nicht so teuer machen, dass sich viele es nicht leisten könnten, machte er deutlich. Beispiele aus Dänemark zeigten, dass man Preise mit mehr regionalen und saisonalen Produkten und etwas weniger Fleisch stabil halten könne. Das helfe, Kosten zu reduzieren. Der Bio-Spitzenverband erläuterte, bisher werde der Bio-Anteil in der Außer-Haus-Verpflegung nur auf zwei Prozent geschätzt. Viele, die im Supermarkt gerne zu Bio greifen, hätten aktuell in der Mensa noch keine Bio-Wahlmöglichkeit.
Fünf Haltungskategorien
Weiter voran kommt daneben das geplante staatliche Tierhaltungslogo für Fleisch im Supermarkt. Der Bundestags-Agrarausschuss stimmte dem von Özdemir eingebrachten Entwurf mit Änderungen zu, auf die sich die Koalitionsfraktionen verständigt hatten. Die Pflicht-Kennzeichnung für inländische Erzeugnisse soll fünf Haltungskategorien während der Mast vom gesetzlichen Mindeststandard bis zu Bio haben und in einem ersten Schritt in diesem Jahr mit frischem Schweinefleisch starten.
Grünen-Expertin Renate Künast sagte, dies sei ein zentraler Baustein für klare Informationen, fairen Wettbewerb und die Ausrichtung am Tierschutz. Das Gesetz solle auf weitere Tierarten und Verkaufswege ausgeweitet werden. Die SPD-Fachpolitikerin Susanne Mittag sagte, man könne so genau die Haltungsform unterstützen, die auf der Packung stehe. Unions-Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU) sprach dagegen von Verbrauchertäuschung. So erführen Kunden nicht, ob Ferkel vor der Mast im Ausland betäubungslos kastriert wurden. Zudem reichten für die zweite Stufe «Stall plus Platz» nun lediglich 12,5 Prozent mehr Platz als gesetzlich vorgeschrieben.
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