Bundesbank-Präsident Joachim Nagel sieht im Kampf gegen hohe Inflation auch Politik und Wirtschaft in der Pflicht. Zweifelsohne müsse die Geldpolitik der hohen Teuerung «mit Zinserhöhungen klar und entschlossen entgegentreten», bekräftigte Nagel am Montag bei einem Symposium in Frankfurt. «Zentralbanken können es nicht alleine leisten.» Eine stabilitätsorientierte Geldpolitik könne auf Dauer nur Erfolg haben, «wenn auch andere Akteure in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft an diesem Stabilitätsziel mitwirken».
In der Politik sieht Nagel als Ansatzpunkte für stabile Preise unter anderem solide Staatsfinanzen mit einer begrenzten Verschuldung. Zudem gelte es, «übermäßige Marktmacht» von Unternehmen zu begrenzen, denn fehlende Konkurrenz könnte zu überhöhten Preisen führen. Die Tarifpartner schließlich könnten durch «Augenmaß» zu Preisstabilität beitragen. Steigen Löhne als Reaktion auf die hohe Inflation zu stark, kann das Preise weiter nach oben treiben, weil Unternehmen weitere Preiserhöhungen mit höheren Lohnkosten begründen.
Die seit Monaten hohe Teuerung zehrt an der Kaufkraft der Menschen. Im April verlor die Inflation in Deutschland zwar den zweiten Monat in Folge an Tempo, mit 7,2 Prozent lag die Teuerungsrate aber immer noch vergleichsweise hoch. Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig für den Euroraum Preisstabilität bei zwei Prozent Inflation an. Mit einer Serie von Zinserhöhungen versuchen die Euro-Währungshüter, die noch immer hohe Teuerung einzudämmen.
«Ich bin überzeugt, dass wir Zentralbanken diesen eingeschlagenen Kurs konsequent fortsetzen werden», sagte Nagel. Wenn Politik und Wirtschaft ihrer Verantwortung ebenfalls gerecht würden, «dann wird die Phase hoher Inflation bald hinter uns liegen».
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