Die Deutsche Bahn weitet den Einsatz von Künstlicher Intelligenz für reibungslosere Abläufe und pünktlichere Züge auf die S-Bahnen in Berlin und Hamburg aus.
Bereits jetzt wird in Stuttgart, im Rhein-Main-Gebiet und in München ein von der Bahn entwickeltes Tool genutzt. «Im letzten Jahr konnten dort insgesamt 58.000 Verspätungsminuten vermieden werden», teilte der Konzern mit. In der zweiten Jahreshälfte 2023 soll die Anwendung nun auch in Berlin eingesetzt werden, im kommenden Jahr dann in Hamburg.
KI simuliert Entwicklung der Verkehrslage
Die Disponenten in den Leitstellen können mit Hilfe der Algorithmen schneller entscheiden, welche Züge wann zuerst in den Bahnhof einfahren sollen. In Stuttgart etwa könnten auf diese Weise Verspätungen von bis zu acht Minuten ausgeglichen werden. Die KI simuliere zudem auf Basis des Live-Betriebs laufend die Entwicklung der Verkehrslage und melde Konflikte frühzeitig. «So arbeiten wir uns Schritt für Schritt an den bundesweiten Echtzeitfahrplan heran», sagte Daniela Gerd tom Markotten, DB-Vorständin für Digitalisierung und Technik.
Helfen kann die KI-Anwendung zum Beispiel, wenn zwei Züge durch Verspätungen fast zeitgleich an einen eingleisigen Streckenabschnitt kommen. Die KI berechnet dann unter Einbeziehung der näheren Zukunft und aller Züge im Netz in Sekundenbruchteilen, welcher Zug den Abschnitt zuerst befahren sollte – immer unter der Maßgabe der geringsten Auswirkungen auf die Pünktlichkeit.
Wie eine Art Gehirn
Das langfristige Ziel sei ein Echtzeitfahrplan, der wie eine Art Gehirn zur digitalen Schaltzentrale des deutschen Bahnverkehrs werden soll, teilte der Konzern mit. «Mit Hilfe der KI könnten dann alle Verzögerungen durch Störungen, Baustellen oder sonstige Vorfälle direkt in die Steuerung des Verkehrs einfließen. Interne Prozesse werden also durch die enorme Rechenleistung der KI beschleunigt und effizienter», hieß es.
Getestet wird die Anwendung derzeit auf der Strecke zwischen Elmshorn und Sylt. «In diesem Abschnitt operiert die KI erstmals außerhalb eines geschlossenen S-Bahn-Systems und muss mit Mischverkehr, also Güter-, Nah- und Fernverkehrszügen umgehen», teilte die Bahn mit. «Verlaufen diese Tests erfolgreich, kommt das System im nächsten Schritt auf der stark ausgelasteten Strecke zwischen Mannheim und Basel zum Einsatz.»
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