Bei der Krise im Wohnungsbau ist nach Einschätzung der Strategieberatung EY-Parthenon ab nächstem Jahr Besserung in Sicht.
Die enorm gestiegenen Kredit- und Materialkosten erschwerten es weiter, Bauprojekte zu finanzieren, heißt es in einer heute veröffentlichten Prognose, die der Deutschen Presse-Agentur vorlag. Der Markt dürfte aber mit sinkender Inflation ein neues Gleichgewicht finden und die Politik könnte bei einer anhaltenden Baukrise eingreifen. Derweil dürften sich die historisch gestiegenen Baupreise zumindest normalisieren, hieß es.
EY-Parthenon erwartet, dass der gesamte Hochbau in Deutschland 2023 erstmals seit Jahren kräftig schrumpft. So dürfte das preisbereinigte Bauvolumen um 2,6 Prozent auf gut 301 Milliarden Euro sinken, etwas weniger als vor der Corona-Pandemie. 2024 dürfe das Bauvolumen dann stagnieren und 2025 um 1,9 Prozent wachsen. Dabei stütze der hohe Bedarf an energetischen Sanierungen, sei es beim Heizungstausch oder bei der Installation von Photovoltaikanlagen, die Baubranche.
Positives Wachstum erwartet
Für den Wohnungsbau sehen die Autoren dieses Jahr einen kräftigen Rückgang von 3,1 Prozent, der sich ab 2024 «langsam, aber stetig zu einem positiven Wachstum entwickeln wird». «Wir glauben, dass sich der Einbruch im Wohnungsbau 2024 nicht fortsetzt», sagte Volkmar Schott, Partner bei EY-Parthenon. Baukosten und Kreditzinsen dürften sich normalisieren und die Politik im Notfall einschreiten – etwa mit mehr Neubauförderung oder neuen Abschreibungsmöglichkeiten am Bau.
Insbesondere der jahrelang boomende Wohnungsbau ist wegen des starken Zinsanstiegs bei Krediten ins Stocken geraten – das belastet die Baukonjunktur. Der Bauverband ZDB erwartet dieses Jahr preisbereinigt ein Umsatzminus von rund sieben Prozent. Wegen hoher Kosten werden laut Ifo-Institut viele Projekte storniert. Verbände der Bau- und Wohnungswirtschaft erwarten, dass dieses Jahr nur 245.000 Wohnungen fertig werden (2022: gut 295.000). Damit würde das Ziel der Bundesregierung von jährlich 400.000 neuen Wohnungen weit verfehlt – schlechte Vorzeichen im Kampf gegen Wohnungsmangel und hohe Mieten.
Baumaterialien bleiben teuer
Bauherren dürften unterdessen vor etwas besseren Zeiten stehen, glaubt EY-Parthenon. Die Baupreise, die 2022 zwischen 16 und 18 Prozent je nach Bereich hochgeschossen waren, dürften sich an die allgemeine Inflation angleichen, nicht aber sinken. Rasant steigende Preise für Baudienstleistungen ließen sich nicht mehr durchsetzen, sagte Partner Björn Reineke, doch Baumaterialien blieben teuer.
Die Studie sieht Hebel für mehr Effizienz, kürzere Bauzeiten und weniger Kosten auf Baustellen, etwa mit digital optimierten Prozessen, seriellem Bauen und industriell vorgefertigten Bauteilen. Bis zu 15 Prozent mehr Wohneinheiten pro Jahr seien möglich bei bis zu 10 Prozent Kostenersparnis. Ein Vorbild sei Schweden. Dort würden vorgefertigte Holzelemente etwa neunmal so oft eingesetzt wie hierzulande. «Einige schwedische Firmen können so innerhalb von acht Tagen circa 30 neue Wohnungseinheiten bereitstellen.»
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