Durchwachsene Signale zu den wirtschaftlichen Perspektiven großer Konzerne und weiter steigende Renditen am US-Anleihemarkt haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag nach unten gezogen. Der Dax fiel bis zum Handelsende um 0,79 Prozent auf 15.893,38 Punkte. Der schwache Start in den August setzte sich damit fort, nachdem der deutsche Leitindex am Montag noch einen Rekord bei 16.528 Punkten erreicht hatte.
Der MDax der mittelgroßen börsennotierten Unternehmen verlor am Donnerstag 0,39 Prozent auf 27.936,10 Punkte.
Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 büßte 0,73 Prozent ein. In Paris und London gab es ähnliche Abschläge. In den USA waren die großen Indizes zuletzt wenig verändert
Aktien des Halbleiterkonzerns Infineon brachen um gut neun Prozent ein und waren damit klares Schlusslicht im Dax. Analysten des Investmenthauses Jefferies verwiesen auf die sich abschwächenden Gewinnmargentrends. Marktteilnehmer könnten sich daher um den Ausblick des Unternehmens Sorgen machen. Zudem waren die Aktien in den vergangenen Monaten, wie viele Techwerte, stark gelaufen. Trotz des Rutsches vom Donnerstag steht für 2023 ein Kursplus von fast 23 Prozent auf dem Zettel.
Zalando gewannen an der Dax-Spitze knapp sieben Prozent. Trotz eines trägeren Geschäfts verdiente der Online-Modehändler im vergangenen Quartal dank Kostenkontrolle operativ mehr als gedacht.
Beiersdorf legten auf dem zweiten Indexplatz um fast vier Prozent zu. Dank des gut laufenden Hautpflegegeschäfts mit den Marken Nivea und Eucerin hatte der Konsumgüterkonzern seinen Umsatzausblick für das laufende Jahr angehoben.
Auf Platz drei im Dax knüpften die Papiere der Darmstädter Merck KGaA mit einem Gewinn von gut drei Prozent an ihre jüngste Kurserholung an. Die Quartalszahlen überzeugten insgesamt. Zwar schwächeln das Labor- und Halbleitergeschäft, doch das Pharmageschäft florierte mit den unverändert größten Wachstumstreibern Mavenclad (Multiple Sklerose) und Bavencio (Krebs).
Im MDax sackten die Papiere der Fluggesellschaft Lufthansa um 5,5 Prozent ab. Ein Händler sagte, der unter den Erwartungen liegende freie Barmittelfluss überlagere die positive Überraschung beim bereinigten operativen Ergebnis.
Für ProSiebenSat.1 ging es nach der Veröffentlichung aktueller Geschäftszahlen als schwächster Indexwert um gut 7 Prozent nach unten. Analyst Daniel Kerven von der US-Bank JPMorgan verwies auf die anhaltende Konjunkturunsicherheit. Die bestätigten Jahresziele des Konzerns implizierten eine starke Erholung des Werbemarktes in der zweiten Jahreshälfte. Es sei fraglich, ob dies auch so komme.
Den Aktien von Telefonica Deutschland machte – wie schon tags zuvor – das perspektivische Wegbrechen von zusätzlichen Einnahmen durch das Vermieten von Netzkapazitäten an 1&1 schwer zu schaffen. Der Mobilfunker sei der Hauptleidtragende der überraschenden National-Roaming-Partnerschaft zwischen Vodafone und 1&1, schrieb Mathieu Robilliard von der britischen Barclays-Bank. Er kappte seine mittelfristigen Gewinnschätzungen. Telefonica-Papiere verloren auf dem zweitletzten Indexplatz 6,6 Prozent. Die Aktien von 1&1 und Konzernmutter United Internet legten erneut kräftig zu und beendeten den Handel im Nebenwerte-Index SDax 6 beziehungsweise 7 Prozent höher.
Der Euro wurde am frühen Abend bei 1,0946 US-Dollar gehandelt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Nachmittag auf 1,0932 (Mittwoch: 1,0985) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,9148 (0,9103) Euro.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,55 Prozent am Vortag auf 2,60 Prozent. Der Rentenindex Rex fiel um 0,10 Prozent auf 124,33 Punkte. Der Bund-Future sank um 0,46 Prozent auf 131,91 Punkte.
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