Die US-Notenbank wird ihren Leitzins nach Ansicht der meisten Expertinnen und Experten unverändert belassen. Ihre Entscheidung zum weiteren Kurs der Geldpolitik will die Federal Reserve (Fed) heute (20.00 Uhr MESZ) bekanntgeben.
Erwartet wird, dass sie den Leitzins in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent belässt – der höchste Stand seit 22 Jahren. Zudem wird sie eine aktualisierte Wirtschaftsprognose veröffentlichen. Neben den neuen Daten werden auch die Erläuterungen von Fed-Chef Jerome Powell mit großer Spannung erwartet. Sie könnten darüber Aufschluss geben, wie die Zinspolitik der Fed im Kampf gegen die hohen Verbraucherpreise bis Ende des Jahres aussehen könnte.
Leitzins elf Mal angehoben
Die Fed hat den Leitzins zuletzt innerhalb von 16 Monaten elf Mal angehoben – zuletzt im Juli um 0,25 Prozentpunkte. Der Zyklus gilt als eine der schnellsten und schärfsten Straffungsperioden in der Geschichte der Fed. Einzig im Juni hatte die Fed nach zehn Anhebungen in Folge eine Pause eingelegt.
Seit März 2022 hob die Notenbank ihren Leitzins im Kampf gegen den hohen Anstieg der Verbraucherpreise um mehr als fünf Prozentpunkte an. Die rasante Inflation war unter anderem vom Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine ausgelöst worden.
Herausforderung für Zentralbanker
Zuletzt hat die Inflation in den USA wieder deutlich angezogen. Die Verbraucherpreise stiegen im August gegenüber dem Vorjahresmonat um 3,7 Prozent. In den Monaten zuvor waren sie im Trend spürbar gefallen. Getrieben wurde die jüngste Entwicklung vor allem durch die Benzinpreise, die deutlich zulegten. Doch die Zentralbanker schauen in ihrer Analyse besonders auf einen weiteren Wert: die Kerninflation. Sie fiel von 4,7 auf 4,3 Prozent und gibt den allgemeinen Preistrend nach Meinung von Fachleuten besser wieder als die Gesamtrate, da schwankungsanfällige Komponenten herausgerechnet werden.
Die Inflation im Zaum zu halten, ist die klassische Aufgabe der Notenbanken. Die Fed strebt mittelfristig eine Preisstabilität bei einer Inflationsrate von 2 Prozent an. Steigen die Zinsen, müssen Privatleute und Wirtschaft mehr für Kredite ausgeben – oder leihen sich weniger Geld. Das Wachstum nimmt ab, Unternehmen können höhere Preise nicht unbegrenzt weitergeben – und idealerweise sinkt die Inflationsrate. Gleichzeitig besteht aber die Gefahr, die Wirtschaft abzuwürgen. Die richtige Balance zu finden, ist die große Herausforderung für Zentralbanker.
Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale
Eine gute Nachricht für die Fed dürfte auch gewesen sein, dass die Arbeitslosigkeit in den USA im August deutlich auf 3,8 Prozent gestiegen ist. Das ist die höchste Quote seit eineinhalb Jahren. Auch der Anstieg der Löhne schwächte sich ab. Das mag erstmal nicht besonders gut klingen – doch eine sehr niedrige Arbeitslosigkeit bedeutet, dass in wichtigen Branchen Arbeitskräfte fehlen. Das kann den Preisauftrieb beflügeln, denn es besteht die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale.
Nicht nur die Fed kämpft gegen die hohe Inflation. Zuletzt hatte die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen zum zehnten Mal in Folge angehoben – der Leitzins liegt nun bei 4,5 Prozent. So hoch war der Zins, zu dem sich Banken frisches Geld bei der EZB besorgen können, zuletzt im August 2001 gewesen. Damit könnte der Zinsgipfel nun allerdings erreicht sein. Die beiden wichtigsten Fragen mit Blick auf die Fed-Sitzung sind jetzt, ob die Entscheidungsträger eine weitere Zinserhöhung bis zum Jahresende avisieren und ob beziehungsweise wie viel Lockerung sie für 2024 vorsehen.
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