Die Reisebranche in Deutschland hat die Corona-Krise mit einem Rekordumsatz in diesem Jahr hinter sich gelassen. «Es ist die erste Reisesaison seit Corona, die mit einer positiven Umsatzbilanz abschließen wird», sagte Norbert Fiebig, Präsident des Deutschen Reiseverbandes (DRV) in Berlin. Das Plus ist allerdings auch auf gestiegene Preise und höhere Ausgaben der Urlauber zurückzuführen.
Die Zahl der Gäste hinkt hinterher. Es gebe «eine beachtliche Zahl an Menschen in diesem Land, die sich eine organisierte Veranstalterreise derzeit nicht mehr leisten können oder wollen», sagte Fiebig mit Blick auf die hohe Inflation.
Das habe das Zeug zu einer sozialen Frage. «Urlaub muss auch für Durchschnittsverdiener weiter bezahlbar bleiben», sagte der DRV-Präsident. Die Preisschraube dürfte daher von keiner Seite überdreht werden – weder von den Zielgebieten noch von den Leistungsträgern. Zugleich appellierte Fiebig an die Bundesregierung, angesichts der hohen Inflation für Entlastung zu sorgen. «Es geht darum, dass die Menschen mehr Geld für den Konsum in der Tasche haben.»
Nach Daten des Analysehauses TDA sind die Urlaubsausgaben und -preise allein im bevorstehenden Winter zum Winter 2018/19 um 27 Prozent gestiegen.
Im Touristikjahr 2022/23, das am 31. Oktober endet, buchten den Angaben zufolge bislang 16 Prozent weniger Urlauber als im Vor-Coronajahr 2018/19 eine Veranstalterreise. Der Umsatz einschließlich Preiserhöhungen lag dagegen bereits Ende August um sieben Prozent über dem Rekordendstand des Reisejahres 2018/2019. Dafür sorgte vor allem die Sommersaison mit einem Umsatzplus von bislang elf Prozent. Das vergangene Winterreisegeschäft verbuchte aufgrund der Pandemie noch ein Minus von vier Prozent.
Spanien, Türkei und Griechenland gefragt
Gefragt waren im Sommer vor allem klassische Ziele rund um das Mittelmeer. Spanien, Türkei und Griechenland waren die Top 3 der Flugpauschalreiseziele, trotz Hitzewellen und teils verheerender Waldbrände wie zum Beispiel in Griechenland. Fernreisen, die während der Pandemie kaum möglich waren, erholten sich, verfehlten aber noch das Vor-Corona-Niveau. Kreuzfahrten erzielten den Angaben zufolge fast das Umsatzniveau vom Sommer 2019.
«Dass sich die Urlaubsnachfrage trotz hoher Inflation und wirtschaftlicher Belastungen vieler Haushalte insgesamt so stabil erweist, spricht für den überaus hohen Stellenwert, den Urlaub für die Bundesbürger genießt», sagte Fiebig.
Auch die Nachfrage nach Veranstaltern und Reisebüros für den kommenden Winter entwickelt sich den Angaben zufolge positiv. Neben Fernreisen seien besonders Kreuzfahrten auf den Weltmeeren gefragt. Sonnenhungrige nutzen wie schon im Sommer wieder verstärkt Frühbucherrabatte und buchen mit zeitlichem Vorlauf. Das erleichtert der Branche die Planung.
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