Der weltgrößte Chemiekonzern BASF bekommt eine neue Führungsspitze: Asienchef Markus Kamieth (53) löst nach der Hauptversammlung des Ludwigshafener Dax-Konzerns im April 2024 den langjährigen Konzernlenker Martin Brudermüller ab. Der Abschied des 62-Jährigen stand bereits länger fest.
Kamieth wurde gemeinsam mit der bisherigen Technologiechefin Melanie Maas-Brunner bereits als Favorit für den Chefposten gehandelt. Maas-Brunner wird ihren bis Ende Januar 2024 laufenden Vertrag aber nicht verlängern, wie BASF am Mittwoch weiter mitteilte.
Der promovierte Chemiker Kamieth vereine strategischen Weitblick sowie operative Umsetzungsstärke und werde den Geschäften und Teams bei BASF neue Impulse geben, sagte Aufsichtsratschef Kurt Bock über den künftigen starken Mann bei dem Chemieriesen. Der Manager habe während seiner vielen beruflichen Stationen in Deutschland, den USA und Asien hervorragende Ergebnisse für BASF erzielt.
Neuer Chef vor großen Aufgaben
Der Asien-Experte übernimmt den Chemiekonzern in unruhigem Fahrwasser. Wie die gesamte weltweite Chemiebranche leidet BAFF unter einer schwachen Nachfrage und dem Anstieg der Energiepreise – der Konzern ist der größte industrielle Gasverbraucher hierzulande. Im dritten Quartal gingen der Umsatz und das operative Ergebnis bei dem Konzern deutlich zurück. Unter dem Strich wurde wegen Problemen bei der Öl- und Gastochter Wintershall sogar ein Verlust verbucht.
Das Management will mit einem Tritt auf die Kostenbremse, der Drosselung von Investitionen und dem Abbau von Lagerbeständen den Abwärtstrend stoppen. So hat BASF bereits den Abbau von unterm dem Strich 2600 Stellen weltweit angekündigt, fast zwei Drittel davon sollen auf Deutschland entfallen. Am Hauptsitz Ludwigshafen legt der Konzern wegen hoher Energiepreise mehrere Chemieanlagen still. Davon sind nach früheren Angaben weitere 700 Stellen in der Produktion betroffen. Erst kürzlich verkündete BASF zudem, die Geschäfte mit Agrarchemie und Batteriematerialien auszugliedern.
China-Kurs schon länger in der Kritik
Der noch amtierende Vorstandschef Brudermüller verwies beim Blick auf die Branchenkrise zuletzt stets auf die immer schwieriger werdenden Bedingungen in Europa. Er beklagte wiederholt teure Energie und zu viel Regulierung. Das Unternehmen werde zwar weiter nicht nur in China und den USA, sondern auch in Europa investieren. Der Heimatmarkt mache dem Chemiekonzern aber zunehmend Sorgen.
China gilt mit milliardenschweren Investitionen als Wachstumsmarkt der Zukunft für den weltgrößten Chemiekonzern. Rund die Hälfte der weltweiten Umsätze in der Chemie werden dort bereits erzielt. BASF investiert in der südchinesischen Provinz Guangdong bis zu zehn Milliarden Euro in den neuen Verbundstandort Zhanjiang. Er soll die weltweit drittgrößte Produktionsstätte von BASF nach Ludwigshafen und Antwerpen werden. Kritiker warnen jedoch seit geraumer Zeit, BASF mach sich damit nach teuren Abschreibungen in Russland erneut abhängig von einem autokratischen Regime.
Brudermüller, der die BASF seit 2018 als Konzernchef führt und seit 2006 Mitglied des Vorstands ist, hatte beim vergangenen Aktionärstreffen des Chemieriesen angekündigt, das Unternehmen strebe an, weiter hochprofitabel in China zu wachsen. Da mit Markus Kamieth als Vorstandschef ein ausgewiesener Asienexperte das Ruder bei der BASF übernimmt, ist nicht von einem Kurswechsel auszugehen.
Brudermüller zieht es zu Mercedes-Benz
Der Aufsichtsrat beschloss in seiner Sitzung ferner, dass Katja Scharpwinkel ab Februar neues Mitglied des Vorstands und Arbeitsdirektorin bei BASF wird. Die 54-Jährige folgt auf Maas-Brunner, die sich neuen Aufgaben widmen wolle. Ferner sei Anup Kothari ab März nächsten Jahres als Mitglied des BASF-Vorstands berufen worden. Brudermüller soll nach seinem Ausscheiden im Frühjahr den Vorsitz des Mercedes-Benz-Aufsichtsrats übernehmen.
Der BASF-Betriebsrat begrüßte die Bekanntgabe des Chefwechsels noch vor Weihnachten. «Gerade in kritischen Zeiten ist es wichtig, dass Verantwortlichkeiten geklärt sind und kein Vakuum entsteht», teilte der Vorsitzende Sinischa Horvat mit. Der künftige Vorstand stehe vor immensen Herausforderungen. «Es geht im Wesentlichen um die sozial-ökologische Transformation und um die Zukunftsfähigkeit Europas und insbesondere des Standortes Ludwigshafens.»
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