Nach den dreistelligen Millionenschäden durch Betrügereien beim Hamburger Kupferhersteller Aurubis drohen drei von vier Vorstandsmitgliedern personelle Konsequenzen, darunter Vorstandschef Roland Harings.
Vertreter des Aufsichtsrates führen derzeit «weit fortgeschrittene Gespräche mit drei Vorstandsmitgliedern über die Beendigung ihrer Vorstandstätigkeit», wie Aurubis mitteilte. Harings selbst hatte sich Mitte Dezember noch zuversichtlich gezeigt, «dass die Untersuchungen ergeben, dass wir hier mit allen Sorgfaltspflichten und mit aller Verantwortung das Unternehmen geführt haben».
Neben Harings würden demnach auch Finanzvorstand Rainer Verhoeven sowie Produktionsvorstand Heiko Arnold ihre Posten verlieren. Ein endgültiger Beschluss des gesamten Aufsichtsrates ist für Dienstag geplant. Harings würde den Angaben zufolge zum 30. September, Verhoeven zum 30. Juni und Arnold zum 29. Februar aus dem Vorstand ausscheiden. «Bis zu ihrem vorzeitigen Ausscheiden würden diese Vorstandsmitglieder ihre jeweiligen Aufgaben weiterhin wahrnehmen.»
Spektakuläre Fälle von Betrug und Diebstahl
Der Aufsichtsrat würde mit den Personalien die Konsequenzen aus den Schäden ziehen, die bei Aurubis nach mehreren spektakulären Fällen von Betrug und Diebstahl entstanden waren. Das Kontrollgremium hatte bei einer Anwaltskanzlei Untersuchungen zur Verantwortung des Vorstands im Zusammenhang mit den Straftaten in Auftrag gegeben. Der Bericht war für Mitte Januar erwartet worden.
Aurubis wurde in mehreren Fällen Opfer von Kriminellen. Unter dem Strich sprach das Unternehmen im Dezember bei der Präsentation der Jahresergebnisse für 2022/23 (30. September) von einem Fehlbestand an Metallen von 169 Millionen Euro. Wegen der Schäden fiel das operative Vorsteuerergebnis (EBT) als wichtigste interne Steuerungszahl um gut ein Drittel auf 349 Millionen Euro – bei einem Umsatzrückgang um knapp 8 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro. Aurubis hat laut früheren Angaben von Harings inzwischen die Sicherheitsvorkehrungen stark verstärkt.
Besonders schmerzlich war für das Unternehmen ein großangelegter Betrug. Aufgefallen war dieser bei regelmäßigen Überprüfungen des Metallbestands. Es gab erhebliche Abweichungen vom Sollbestand sowie Abweichungen bei Sonderproben bestimmter Recycling-Lieferungen. Aurubis geht davon aus, dass manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben wurden, die Lieferungen dann aber deutlich weniger wertvolle Metalle enthielten – wodurch letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt wurden.
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