Der Lokführerstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn ist angelaufen. Der Ausstand begann am Abend um 18.00 Uhr im Güterverkehr, in der Nacht um 2.00 Uhr weitete die GDL ihn dann auf den Personenverkehr aus. Das bestätigte die Bahn am frühen Morgen. Bis Montagabend um 18.00 Uhr soll der Arbeitskampf andauern. Fahrgäste müssen sich in den nächsten Tagen also mit erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr arrangieren.
Wie schon bei den vorigen Streiks hat die Bahn einen Rumpffahrplan mit stark reduziertem Angebot aufgestellt. Welche Züge fahren, können Kundinnen und Kunden über die Internetseite der Bahn oder deren App erfahren. Der Konzern hat außerdem eine kostenlose Info-Rufnummer eingerichtet, über die individuelle Auskünfte zum Fahrplan erteilt werden.
Wer vorher ein Ticket für den Streikzeitraum gekauft hat, kann seine Fahrt auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Die Bahn hat die Zugbindungen aufgehoben. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.
Es ist der vierte und bisher längste Streik der Gewerkschaft. Erstmals im laufenden Tarifkonflikt umfasst er auch ein komplettes Wochenende.
Weselsky erhebt Vorwürfe
GDL-Chef Weselsky übte Kritik an der Bahn: «Was die Deutsche Bahn AG macht, ist nichts anders als die wiederholende Ablehnung aller Forderungen», sagte GDL-Chef Claus Weselsky am Mittwoch im ZDF-«Morgenmagazin». Die Bahn bewege sich nur millimeterweise. Auf die Frage, wann die Gewerkschaft wieder verhandeln werde, sagte der Gewerkschafter: «Sobald die Deutsche Bahn vom hohen Ross herunter kommt.»
Weselsky verteidigte den vierten und längsten Streik in dieser Tarifrunde. «Das ist verhältnismäßig, das ist rechtmäßig, und es ist zulässig – drei Elemente, die die Gerichte geprüft haben.» Dass ein Streik Kunden im Personen- und Güterverkehr treffe, sei nicht zu vermeiden. «Wir müssen länger und auch härter streiken, weil das Management der Bahn beratungsresistent ist.»
Situation im Tarifkonflikt verfahren
Die Situation im Tarifkonflikt ist verfahren. Verhandlungen zwischen der GDL und der Bahn hat es seit Ende November nicht mehr gegeben. Auch im jüngsten Angebot der Bahn sah die Gewerkschaft unter ihrem Chef Weselsky keine Gesprächsgrundlage. Im Dezember ließ die GDL ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen. Rund 97 Prozent der teilnehmenden Beschäftigten sprachen sich dafür aus. Seither sind mehrtägige Streiks möglich.
Neben finanziellen Forderungen dreht sich der Tarifstreit vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren. Die Bahn hat unter anderem ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.
Verkompliziert wird der Tarifkonflikt dadurch, dass die GDL ihren Einfluss im Unternehmen ausweiten und Tarifverträge auch für die Beschäftigten der Infrastruktursparte abschließen will. Dort gibt es bereits Tarifverträge der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), mit der die GDL konkurriert. Die Bahn lehnt diese Forderung bislang ab.
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